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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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2018_23_1 Wappen Eisenbach

Eisenbacher Wappen

40 Jahre Einheitsgemeinde Obernburg-Eisenbach
Gemeindezusammenlegung  1978

„Auf freundschaftlicher Basis“ will Obernburg mit Eisenbach verhandeln – titelte das „Main-Echo“ seinen Artikel am 29.11.1975 zu den begin-nenden Verhandlungen über einen verbindlichen Eingemeindungsver-trag zwischen Obernburg und Eisenbach. Bis zur tatsächlichen Gemeindezusammenlegung sollte es aber noch bis zum 1. Mai 1978 dauern.

Im Rahmen der Zielplanung für die Neugliederung der Gemeinden hatte die Regierung von Unterfranken vorgeschlagen, die Gemeinde Eisen-bach nach Obernburg aufzunehmen. Natürlich war man in Eisenbach nicht widerstandslos bereit, die Selbständigkeit aufzugeben.

In einem Bürgerentscheid am 7.9.1975 sprachen sich 93,2 % der an der Abstimmung teilnehmenden Einwohner von Eisenbach gegen eine Eingemeindung nach Obernburg aus, wobei 68 % der Wahlbe-rechtigten an der Abstimmung teilnahmen.

Alternativ zur bisherigen Selbständigkeit strebte die Gemeinde Eisenbach eine Verwaltungs-gemeinschaft mit der Gemeinde Mömlingen an, was für Eisenbach zumindest eine weitgehende Eigenständigkeit bedeutet hätte. Solche Verwaltungsgemeinschaften bestehen bis heute z. B. in Kleinwallstadt und Mönchberg. Aber selbst eine Klage beim Verwaltungsgerichtshof München führte nicht zum gewünschten Erfolg.

Das Gericht fand in seinem Urteil vom November 1977, Eisenbach bleibe hinter den Voraussetzungen zurück, die eine selbständige Gemeinde erfüllen müsse (Mindestgröße 5000 Einwohner). Eisenbach und Obernburg seien zudem im Ortsbild zusammengewachsen. Für Eisenbach mit dem Wunsch-partner Mömlingen gelte dies nicht. Die Eingliederung von Eisenbach nach Obernburg sei außerdem als Kräftigung von Obernburg willkommen, da Obernburg der stärkungsbedürftigere Partner im Mittelzentrum Obernburg-Elsenfeld-Erlenbach sei.

Sicherlich wäre auch eine Verwaltungsgemeinschaft mit Mömlingen, die eine weitgehende Selbständigkeit von Eisenbach gewährleistet hätte, möglich gewesen, zumal damals Mömlingen möglicherweise die Kriterien für eine Selbständigkeit nicht erfüllen konnte. Als dann aber feststand, dass Mömlingen alleine selbständig bleiben würde, hatte man von dieser Seite offensichtlich kein Interesse mehr an einer Verwaltungsgemeinschaft.

Inwieweit rückblickend auch politische Einflüsse eine Rolle gespielt haben könnten (wie etwa bei der Kreisreform, als der damalige Innenstaatssekretär Kiesel ausdrückte: „Mein Herz schlägt für Miltenberg!“), bleibt spekulativ. Und ob die Gewichtung von Obernburg im sogenannten Mittelzentrum spürbar verbessert wurde, kann ebenfalls bezweifelt werden, zumal die Bedeutung des Mittelzentrums nach dem Landesentwicklungsprogramm in der Folge stark verwässert wurde und tatsächliche mittelzentrale Entwicklungen und Einrichtungen bis heute nicht erkennbar sind.

Aber mit dem Urteil war die Entscheidung gefallen. Am 1. Mai 1978 wurde die Gemeinde Eisenbach in die Stadt Obernburg eingegliedert. Damit ging eine rund 700jährige Geschichte von Eisenbach zu Ende.

2018_24_1 Verhandlungsteam

Noch im Dezember 1977 trafen sich die Bürgermeister von Eisenbach und Obernburg, Emil Hohm und Wendelin Imhof, sowie der 2. Bürgermeister von Eisenbach, Bruno Lazarus, der Kämmerer von Eisenbach Heinz Messing sowie der geschäftsleitende Beamte von Obernburg, Klaus Löffler und der Obernburger Kämmerer Otto Helm in Eisenbach (alle hier im Bild zu sehen), um den Zusammenschluss beider Gemeinden vorzubereiten. Bei diesen Vorgesprächen machte Bürger-meister Hohm noch einmal deutlich, dass Eisenbach nicht „mit leeren Händen“ komme. In Eisenbach habe man in vorbildlicher Weise kommunalpolitische Arbeit geleistet, was Infrastruktur, Sport und Freizeit, Vereinsleben, Kindergarten, Schule, Wasser- und Abwassereinrichtungen sowie Baugebiete und Gemeindewald anbelange.

In den Folgemonaten trafen sich dann regelmäßig die Spitzen der beiden Verwaltungen, um die Details der künftigen gemeinsamen Arbeit festzulegen. Wer übernimmt künftig welche Aufgaben, welche Mitgliedschaften in Verbänden und Vereinen werden gekündigt, welche Abonnements von Fachzeitschriften, Gesetzesblättern usw. können aufgelöst werden, welche Teile des Eisenbacher Archivs können entsorgt und welche Teile müssen in ein gemeinsames Archiv eingearbeitet werden. Ferner waren die Steuerhebesätze und sonstigen Gebührensätze anzugleichen, Arbeits- und Öffnungszeiten in den Kindergärten waren zu vereinheitlichen, Öffnungszeiten der Rathäuser waren zu vereinbaren und viele andere Dinge waren zu besprechen bzw. zu lösen.

Ein Problem bestand auch darin, dass für die Übernahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Eisenbacher Verwaltung im Rathaus Obernburg erst durch einen Umbau der entsprechende Platz zu schaffen war. Dies alles geschah jedoch sehr unaufgeregt und in sachlicher und teilweise freundschaftlicher Atmosphäre.

2018_25_1 Letztes Rathaus

Das letzte Eisenbacher Rathaus, heute Heimatmuseum und Arztpraxis

2018_25_2 Eisenbach Eingliederungsstein

Dieser Gedenkstein an der Mümlingbrücke erinnert an die Eingliederung.
 

Bild rechts: Das alte Rathaus am Dorfplatz

 

 

Nach dem Ende der Wahlperiode und der Wahl eines neuen Stadtparlaments und eines neuen Bürgermeisters für die Gesamtgemeinde verliefen alle weiteren Zusammenlegungsarbeiten völlig geräuschlos. Ob der Wunsch von damals, dass es in Zukunft kein Obernburg und kein Eisenbach mehr geben solle, sondern nur eine gemeinsame Stadt, in Erfüllung gegangen ist, möge jeder Leser selbst entscheiden.

Klaus Löffler, Heinz Messing

 

2018_25_3 Altes Rathaus