Der Spitzgraben war in der Baugrube deutlich erkennbar durch die Auffüllung mit eingeschwemmtem Lehm.
Südlich davon wurde eine Grube entdeckt, aus der Unmengen Knochen geborgen wurden, dazwischen aber auch Metallteile und Keramik. Hier hatte offensichtlich ein “Metzger” hinter seinem Haus die Abfälle entsorgt. Diese Entsorgung war nicht unproblematisch, da sich in der Nähe auch Brunnen befanden. Diese mussten oft aufgegeben werden, wenn das Wasser durch Verunreinigungen verseucht war. So sind z. B. bei der Löwengartengrabung am Friedhof zahlreiche unmittelbar nebeneinander angelegte Brunnenschächte aus der Römerzeit festgestellt worden.
Leider konnte ein im Baustellenbereich festgestellter Brunnenschacht nicht vollständig ausgegraben werden. Zum einen hätte dieser Brunnen von Anfang an gegen Abrutschen der Seiten gesichert werden müssen. Zum anderen stand der Baubeginn unmittelbar bevor.
Es ist bekannt, dass die den Römern nachfolgende Bevölkerung die Macht der römischen Götter dadurch zu brechen versuchte, dass sie die gefundenen Statuen zerschlugen, diese in Brunnenschächten versenkten und den Schacht verfüllten. Dabei wurden auch Keramikscherben und andere Gebrauchsgegenstände dazugegeben. Und meist wurde bei Ausgrabungen in den Brunnenschächten auch ein Hirschgeweih gefunden. Dieses dem keltischen Donnergott Taranis zuzuordnende Attribut sollte ebenfalls das Wiederkommen der fremden Götter verhindern. Sowohl die Fundfolge unter der Knabenschule als auch in dem freigelegten Brunnenschacht sprechen für diese These. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass unter der Pflegestation am Boden des Brunnenschachts noch Relikte römischer Gottheiten liegen. Eine eventuelle Ausgrabung ist künftigen Generationen vorbehalten.
Der aufgefundene Brunnenschacht war im oberen Bereich ursprünglich mit Holz eingefasst, was durch die Bodenverfärbung erkennbar war. Bei der Ausgrabung kamen verschiedene Keramik- und Metallteile zum Vorschein. Die Schichtenfolge der Verfüllung spricht dafür, dass es sich auch hier wie vorstehend geschildert um eine “Beerdigung” von römischen Gottheiten handelt.
Der interessanteste Fund in der Verfüllung des Brunnens war die orangerote Scherbe eines Medaillons, die aufgrund der Inschrift als aus Lugdunum (Lyon, Frankreich) stammend zugeordnet werden konnte und Teil eines Faltenbechers war. Auch der Name des Töpfers ist durch Funde in Lyon bekannt.
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