Aber es ging nicht nur um das Wohnen. Zur Ernährung wurde auch Vieh gebraucht, denn man wollte eine sichere Versorgung mit Milch, Fleisch, Eiern, Wolle und Federn und die gab es nur durch eine eigene Viehhaltung. So wurden oft auf engstem Raum Hühner, Schweine und Ziegen, oder, welch ein Luxus, eine Kuh gehalten.
Die Ställe befanden sich meist unter demselben Dach wie die Wohnungen der Menschen. Dazu kam auch noch Platzbedarf für den Wintervorrat an Futter. Ein Misthof mit Jauchegrube, auch für die menschlichen Bewohner, wurde ebenfalls gebraucht. Und wenn es gut ging, war auch noch ein Hausbrunnen im Hof, oft nur wenige Meter vom Misthof entfernt.
So war das Leben in den meisten Kleinstädten in der damaligen Zeit. Aber als die Bevölkerung wuchs, wuchsen auch die Ansprüche an die Lebensmittel. Ab dem 19. Jahrhundert hatten die herkömmlichen Wehranlagen keinen großen Verteidigungswert mehr. Mit den vorhandenen Kanonen konnten diese leicht in „Schutt und Asche“ gelegt werden. Daher durfte nun auch außerhalb der Stadtmauern gebaut werden.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Obernburg viele Bauernhöfe neu errichtet, zum Teil mit Steinen der Stadtmauer. Sie wurden nicht nur neu sondern auch größer gebaut. Ein Wohnhaus für drei Generationen, eine größere Scheune, ein Stall für mehrere Kühe, Ziegen und Schweine sowie Nebengebäude mit Waschküche und Getreidespeicher entstanden. Wer schon Pferde besaß, brauchte auch dafür einen Stall. Diese (Pferde)Bauern waren meist im Wald oder beim Holzfahren tätig. Ausschließlich von der Landwirtschaft lebte damals kaum jemand. Fast jeder hatte eine kleine Landwirtschaft zur Selbstversorgung.
Bauernhöfe außerhalb der Stadtmauern entstanden In dieser Zeit entstanden in der Lindenstraße die meisten neuen Bauernhöfe. Aber auch in der Frühlingstraße (4), Jahnstraße (1), Johannes-Obernburger-Straße (2), Brunnenstraße (1), Kreßstraße (3) und Burenstraße (2) wurden neue Gehöfte errichtet.
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