Die Fänge wurden in der Hauptsache in großen Weidenkörben nach Ludwigshafen und Mannheim verschickt. Es war nur schade um das viele Geld, das bei der damaligen Zeit wenig Wert hatte. Nachzutragen ist noch, dass wir bei einem großen Hochwasser neben der Staatsstraße nach Wörth vier große Hechte fingen. Diese wogen zusammen über 60 Pfund.
Im Jahre 1922 hatten dann die Fische wieder sehr abgenommen. Durch den Bau der Glanzstoff-Fabrik gab es bessere Verdienstmöglichkeiten. Ich, Franz Weiler, entschloss mich dort die Arbeit aufzunehmen und wurde im August eingestellt."
Gregor Weiler fuhr bis in die dreißiger Jahre regelmäßig, dann nur noch ab und zu zusammen mit Franz Österlein mit seinem Nachen zum Fischfang. Danach starb die Fischerei in der Familie Weiler aus. Die Söhne Ferdinand und Fridolin ergriffen andere Berufe.
In der Zeit des 2. Weltkrieges und danach setzte Franz Österlein die Fischerei fort. Aber ein richtiger Lebensunterhalt war in diesem alten Handwerk nicht mehr möglich.
Früher war der "Karpfen" abends Treffpunkt vieler Gäste. Das ganze "Mainprotokoll" versammelte sich hier zu einem Trunk. Zum Mainprotokoll gehörten neben den Fischern und Schiffern alle, die sich irgendwie vom Main ernährten - damals also auch noch die Leinreiter, Sandschöpfer und Steinmetze. Und natürlich gab es dabei viel zu erzählen. Einige Geschichten sind überliefert:
Ein gewisser Paulus Krank, der in fast allen deutschen Flüssen gefischt hatte, stieg einmal mit seinen Obernburger Fischersfreunden in den Nachen, um in der Mümling die Netze auszuwerfen. Wie es kam, weiß keiner mehr, jedenfalls fiel der Paulus ins eiskalte Wasser und wäre beinahe ertrunken. Als er wieder schnaufen konnte, stieß er entsetzt aus: "Jetzt war ich im Rhein, im Neckar und in der Donau. Ich tät' mich zu Tod schäme, wenn's jetz heiße dät, ich wär in der Eisebacher Bäsch versoffe!"
Mit Vorliebe wurde auch in der Mümling gefischt, die teilweise zu den Fischgründen der Obernburger gehörte. Der Dölgers Eugen und der Weilers Adam fuhren mit ihren Nachen bis zum Wehr der Kochsmühle und trieben dem Reise Peter, dem Michael und dem Fridolin Weiler, dem Emmerich und dem Jakob Reichert und den Gebrüdern Helm drunten an der Mündung die laichenden Fische in die Netze. Einmal regnete es bei dieser Arbeit. Die beiden Helm-Fischer, die an der Mündung mit den anderen auf den Fischsegen warteten, krochen in einen schützenden Strohhaufen. Als der Weilers Adam, der ein Schalk war, mit seinem Nachen die Mümling herunter kam, fragte er nach den "Schnätzern" (Spitznamen für die Gebrüder Helm). Die anderen zeigten auf den Strohhaufen und der Adam zündete ihn kurzerhand an. Dem Josef Helm brannte sein Schnurrbart lichterloh, als er aus dem Stroh herauskroch und um Hilfe kreischte.
Oswald Ziegler, ein Schwager von Gregor Weiler, brachte oft mit einem Schubkarren den Fisch bis nach Bad König oder Seligenstadt. Nach dem Verkauf der Ware in Großostheim genehmigte sich der gute Oswald einen über den Durst. Bedenklich schaukelnd packte er den Karren von rückwärts und zog ihn hinter sich her. An der langen "Schosse" (heute B469) wurde er so müde, dass er das Gefährt fallen ließ und sich darin schlafen legte. Stockdunkel war es, als er in seinem Schubkarren wieder erwachte. Er sprang auf und packte ihn diesmal von vorne, um ihn vor sich herzuschieben, vergaß aber, sich dabei umzudrehen. Erst als er in Stockstadt statt in Obernburg war, merkte er seinen Irrtum und fragte einen späten Passanten. "Wo bin ich dann? Es is heit alles ganz annerscht!"
Manchmal mussten sich die Fischer auch nach einem Nebenverdienst umschauen. Sie ersetzten dann den Bagger, indem sie mit einem besonders geformten Schöpfgerät den Sand aus dem Maingrund schöpften, um ihn an Handwerker und Baufirmen zu verkaufen. Jakob Krank und Emmerich Reichert waren auch wieder einmal bei dieser Nebenarbeit zwischen Obernburg und Wörth, gleich am "Kranichswäldchen". Der Nachen war fast bis an den Rand voll und Emmerich sagte zum Jakob: "Hör uff!" Der Jakob aber holte noch ein Schöpfchen vom Maingrund "fürs Kaufmann's Lieschen" und noch eins "für des, wo nei de Maa fällt" - und als er so sprach, sackte der sandbeladene Kahn samt den Männern auf den Grund. Bis an die Brust standen sie im Wasser und hatten alle Hände voll zu tun, unter Wasser ihr Gefährt wieder zu entladen.
Sicher war die Fischerei in dieser Zeit nicht immer lustig, galt es doch bei Wind und Wetter auf dem offenen Nachen sein Brot zu verdienen. Gregor Weiler betrieb noch so nebenbei die Winzerei. 1905 wurde bei den Weilers in der Unteren Gasse die letzte Häckerwirtschaft mit Obernburger "Höllenberger" eröffnet. Und dazu gab's natürlich selbst gefangene Mainfische.
Heinz Janson, nach Unterlagen von Resi Priol, einer Tochter von Gregor Weiler
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