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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Demografischer Wandel auch in Obernburg

Bevölkerungsrückgang im 19. Jahrhundert
Zählte man nach dem Dreißigjährigen Krieg 1664 nur 328 „Seelen“ in Obernburg, so erhöhte sich im 18. Jahrhundert infolge des damaligen Kinderreichtums die Bevölkerungszahl sehr stark. Als Obernburg 1814 zum Königreich Bayern kam, wurde die Einwohnerzahl regelmäßig durch Volkszählungen amtlich festgestellt. So wohnten bei der Erhebung im Jahre 1828 1947 Bürger im Altstadtbereich, der damals noch von der mittelalterlichen Mauer umgrenzt war. Jedoch sank bis ins Jahr 1861 die Zahl auf 1618 Bewohner. Die meisten Obernburger lebten damals von der Landwirtschaft und vom Kleingewerbe und durch die Realteilung der Äcker standen immer kleiner werdende Flächen zur Verfügung. Viele junge Leute verließen deshalb ihren Heimatort und suchten sich meist in Nordamerika neue Existenzmöglichkeiten. Die Einwohnerzahl stabilisierte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf eine Zahl zwischen 1600 und 1700 Köpfen, erreichte aber mit 1644 im Jahre 1890 erneut einen Tiefpunkt. In den „Gründerjahren“ des Kaiserreiches ab 1871 zogen nämlich zahlreiche Menschen in die wachsenden deutschen Großstädte, wo sie bessere Verdienstmöglichkeiten als in der heimischen Landwirtschaft und im niedergehenden Weinbau fanden. Erst der Bau der Eisenbahnstrecke Aschaffenburg-Miltenberg 1876 und die Einweihung einer Mainbrücke im Jahre 1890 brachten allmählich eine Verbesserung für die Situation in Obernburg. Bis zum Jahre 1910 stieg die Einwohnerzahl auf knapp 1800 Personen.

Einwohner bis 1900

Trotz großer Kinderzahl wuchs im 19. Jahrhundert die Bevölkerungszahl kaum. Viele Obernburger verließen aus wirtschaftlichen Gründen ihre Heimatstadt, wanderten aus oder zogen in Städte, wo sie in der aufkommenden Industrie Arbeit fanden.

Starker Bevölkerungszuwachs durch das Glanzstoffwerk
Die vielen Gefallenen im Ersten Weltkrieg (1914/18) verminderten die Zahl der Einwohner um fast 100. Gab es 1910 schon 1795 Obernburger, so lebten im Jahre 1919 nur noch 1697 Menschen dort. Nun sorgte aber der Bau der „Glanzstoff“ von 1919 bis 1924 für eine andere Situation. Zahlreiche Arbeitsplätze für Einheimische entstanden in der neuen Industrie, auch auswärtige Fachkräfte wurden angestellt und zogen in die Kreisstadt. So entwickelte sich die Einwohnerzahl stark nach oben und erreichte im Jahre 1939 mit fast 2400 Einwohnern einen hohen Stand. Am 1. September 1939 begann der verlustreiche Zweite Weltkrieg, wo viele Männer als Soldaten ihre Familien verlassen mussten und oft nicht mehr zurückkamen. Trotz der vielen Gefallenen und Vermissten dieses fast sechsjährigen Krieges, aber auch trotz der ausbleibenden Geburten sank die Einwohnerzahl nicht, sondern vergrößerte sich durch die Einquartierung von Evakuierten, Bomben­geschädigten und Fremdarbeitern beständig. Viele dieser Menschen kehrten in den Nachkriegsjahren wieder in ihre Heimat zurück. Dafür kamen aber ab 1945 Heimatvertriebene und Flüchtlinge in großer Zahl nach Obernburg. Im Jahre 1949 zählte man bei einer Gesamteinwohnerzahl von 3250 Personen 732 Zugezogene (ca. 30%). In jedem Haus herrschte damals eine heute unvorstellbare Enge. Viele Menschen wohnten in Sammelunterkünften, Baracken oder in Notwohnungen.

Ab etwa 1900 setzte bis zum Beginn des 1. Weltkriegs ein leichtes Bevölkerungswachstum ein, das aber bis 1918 zunichte gemacht wurde. Der Bau der Glanzstoff brachte in den zwanziger Jahren eine Wende. Seither wuchs die Einwohnerzahl Obernburg beständig. Die Verluste im 2. Weltkrieg wurden durch die hohe Zahl der Heimatvertriebenen ausgeglichen. Die Industrialisierung im Untermaingebiet, Babyboom und große Neubaugebiete ließen die Bevölkerungszahl gewaltig ansteigen.

Bevölkerungszuwachs durch Neubaugebiete und Babyboom
Um 1950 begann bedingt durch den Mangel an Wohnraum eine zunächst zaghafte, später aber rasant verlaufende Erschließung von Neubaugebieten. Bau­lücken z. B. in der Miltenberger Straße, der Bergstraße oder am Tiefental boten zunächst Platz für Neubauten. Neubaugebiete am Hundbaum oder an der Berufs­schulstraße wurden erschlossen, brachten aber nicht die benötigte Zahl von Bau­plätzen, so dass viele Bauwillige in Erlenbach oder Elsenfeld günstiges Bauland erwarben und abwanderten. Erlenbach überholte bereits im Jahre 1950 mit 3500 Einwohnern die Kreisstadt, Elsenfeld im Jahre 1969 mit 4900 Bewohnern.

Als der Stadtrat im Jahre 1959 beschloss, das traditionelle Baugebiet im Maintal durch neues Siedlungsgebiet auf den Hängen des Stadtberges und des Eisenbacher Hanges zu erweitern, ergaben sich seitdem völlig neue Möglichkeiten beim Bevölkerungszuwachs. Nun boten sich nicht nur für bauwillige Einheimische neue Chancen auf dem Berg Eigenheime im Grünen zu errichten, sondern auch viele Neubürger nutzten das Bauplatzangebot auf dem Südhang. Bis zum „Pillenknick“ im Jahre 1967 wuchs die Einwohnerzahl aber auch durch die relativ hohe Kinderzahl junger Familien.

Zuzug von Auswärtigen in den Wirtschaftswunderjahren
In dieser Zeit beschäftigte das Glanzstoffwerk etwa 6000 Menschen. Viele davon ließen sich in Obernburg nieder. Die Kleiderindustrie bot Arbeitsplätze, neue Schulen mit zahlreichen Lehrerstellen wurden neu eingerichtet und Betriebe mit vielen Beschäftigten florierten. Neue Gewerbegebiete im Weidig schufen die Gelegenheit  zur Schaffung von vielfältigen Arbeitsplätzen in Industrie und Handel. Die ersten Gastarbeiter fanden Aufnahme in der Kreisstadt. Außerdem sorgte die Nähe zum Wirtschaftsraum Rhein-Main dafür, dass Menschen Obernburg als ihre Wohnstadt erwählten und von hier aus pendelten. So kletterte Obernburgs Ein­wohnerzahl bis ins Jahr 1977 auf 4605 Personen. Der Bedeutungsverlust der Kreisstadt Obernburg durch die Verlegung des Landratsamtes nach Miltenberg schlug sich bei der Entwicklung der Einwohnerzahlen nicht nieder, denn Obern­burg lag günstig im Zuzugsgebiet das Ballungsraumes Rhein-Main.

Die Eingemeindung Eisenbachs brachte neuen Zuwachs
Nach der bayerischen Gebietsreform im Jahre 1978 stieg die Einwohnerzahl der Stadt Obernburg kräftig um die Eisenbacher Bevölkerung auf 6730 an. Seither lassen sich die Einwohnerzahlen der beiden Stadtteile statistisch nicht mehr trennen. In den Folgejahren wuchs die Bevölkerung infolge einer regen Bautätigkeit in den neu erschlossenen Neubaugebieten in der Rüdhöhle, am Mömlingtalring und in Obernburg-Nord stetig an und erreichte im Jahre 1990 mit 7900 Menschen einen neuen Höchststand.

Einen neuen Schub beim Wachstum konnte man aber seit diesem „Wendejahr“ verzeichnen. Menschen aus der ehemaligen DDR zogen in den Westen. Viele ließen sich in der Folgezeit in Obernburg nieder. Ebenso kamen Übersiedler aus osteuropäischen Staaten und fanden hier eine neue Heimat. So entwickelte sich die Einwohnerzahl sprunghaft nach oben und erreichte neue Rekordstände (8818 Einwohner im Jahr 2005). Mittlerweile wohnen Menschen aus 52 Nationen bei uns, worunter 440 sind, die ausschließlich die türkische Staatsangehörigkeit besitzen.

In den letzten Jahren ist aber eine Stagnation bei der Bevölkerungszahl bei etwa 8800 zu beobachten, wobei ungefähr 6600 Leute auf dem früheren Obernburger Gemarkungsgebiet ihren Wohnsitz haben.

Die aktuelle Bevölkerungspyramide von Obernburg zeigt, dass auf starke Jahrgänge in den Jahren vor dem Zweiten. Weltkrieg (1939 aktuell 98 lebende Personen) schwächere der Krieg- und Nachkriegszeit folgten. Während der Babyboomjahre von 1950 bis 1966 (aktuelle Jahrgangsstärke 136 Personen) stieg die Zahl der Geburten fast permanent an. Seither verringerte sich die Zahl der jeweils jüngeren Jahrgangsangehörigen. Im Jahre 2006 kamen nur noch 51 Kinder zur Welt.

Wie sich die Einwohnerzahl von Obernburg und Eisenbach in der Zukunft entwickeln wird, lässt sich nicht vorhersagen. Die stetig geringer werdenden Geburten deuten aber darauf hin, dass die Zahl der Einwohner zurückgehen wird. Ein demografischer Wandel mit einer geringen Zahl von jungen Menschen und Leuten im berufstätigen Alter gegenüber einer stark steigenden Zahl älterer Einwohner, die im Rentenalter stehen, zeichnet sich aber auch schon jetzt in Obernburg ab.

Helmut Wörn
Grafiken: Heinz Janson