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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Felix Raups - ein Obernburger Turnidol

14_01 2016 Felix Raups mit Siegerkranz

 

38 Jahre lang war Felix Raups (1898 bis 1973) Oberturnwart der Tuspo und noch mit 50 Jahren half er eine Meisterschaft zu erringen. Er war gerade zwölf Jahre alt, als er 1910 der damaligen Turngesellschaft beitrat. In seiner 50-jährigen aktiven Laufbahn wurde er zu einem Idol der Obernburger Turner.

Seine sportliche Begabung und sein Übungsfleiß ermöglichten es ihm, schon 1914 an einem Gauturnfest teilzunehmen, wo er als Jüngster in der Musterriege am Doppelbarren stand.

An vielen deutschen Turnfesten nahm der begabte Kunstturner teil und belegte vordere Plätze. Seinen schönsten persönlichen Erfolg errang er auf dem deutschen Turnerfest 1938 in Breslau, als er den zwölften Platz im Neunkampf errang.

Noch mit 40 Jahren turnte er in der Spitzenklasse der 765 Teilnehmer mit. Nach dem Krieg holte er sich als Fünfzigjähriger im Kunstturnsechskampf einen 14. Platz unter 362 Teilnehmern. Als Spitzenturner der Gauriege sah man ihn auf verschiedenen Gau- und Landesturnfesten auf einem ersten Platz, denn auf seinem Lieblingsgerät, dem Barren, war er kaum zu schlagen.

14_02 2016 Felix Raups am Barren

Ungezählte Stunden verbrachte er in der Turnhalle, um seine eigenen turnerischen Leistungen zu steigern, aber auch um sein Können an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Dabei muss erwähnt werden, dass die damaligen Spitzensportler viele Aufwendungen aus eigener Tasche zahlten und nur mit kleinen Zuschüssen des Vereins bei ihren Wettkampfteilnahmen zu rechnen hatten. Zuletzt beteiligte Raups sich noch als Wettkampfrichter bei vielen turnerischen Gerätever-gleichswettbewerben. 1948 ehrte der Vorstand der Tuspo den unermüdlichen Turner und Organisator mit der Ehrenmitgliedschaft.

15_01 Turnriege Felix Raups vor Stadthalle ca 1927
15_02 2016 Felix Raups mit Turnriege später

Nach Einweihung der Turnhalle 1927 fand Felix Raups verbesserte Übungsmöglichkeiten vor, zumal er nicht mehr in Wirtshaussälen oder im Freien trainieren musste. Nach der Machtübernahme der Nazis verfügte bereits im März 1933 das bayerische Innenministerium ein Verbot marxistischer Organisationen. Das Bezirksamt (Landratsamt) Obernburg drohte seinen Verein, die Turngesellschaft, aufzulösen. Zumindest verlangte es den Ausschluss von SPD- und KPD-Mitgliedern aus diesem Verein. Daraufhin musste Raups, der als sozialdemokratischer Stadtrat im Stadtparlament mitwirkte, aus der Turngesellschaft austreten. Der damals kommissarisch eingesetzte Bezirksamtmann (ab 1938 Landrat) Siebert verbot ihm in diesen Tagen sogar persönlich, die Turnhalle für das Training zu betreten. Da sich Raups unbedingt für das Deutsche Turnerfest in Stuttgart im Juli 1933 vorbereiten wollte, nahm er die Mühe auf sich und fuhr an Samstagen mit dem Fahrrad zu der befreundeten Bockenheimer Turngesellschaft in Frankfurt, um dort zu trainieren. „Turnbruder“ Raups ging mit zwei anderen Obernburgern als Sieger bei den Turnwettkämpfen in Stuttgart hervor.

16_01 2016 Felix Raups stehend

Als sich im November 1933 die Turngesellschaft und der Turnverein zur Tuspo zusammenschlossen, wollte die neue Führung unter Dr. Rudolf Klemm nicht auf einen solch bewährten Sportler verzichten und übertrug ihm bald darauf wieder das Amt des Oberturnwarts. Zum Kriegsbeginn 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. In Freyberg an der Unstrut, der Wirkungsstätte des Turnvaters Jahn, fand er Anschluss an die dortigen Turner und organisierte am Tage der Wehrmacht turnerische Aufführungen.

1944 wurde er krankheitsbedingt nach Hause entlassen. Beruflich arbeitete er weiterhin als Schneider und war lange in einer Frankfurter Lederbekleidungsfirma tätig.

Nach Ende der Naziherrschaft bekam der politisch unbelastete Felix Raups das Amt des Sportbeauftragten für den Landkreis Obernburg übertragen. Die Sportvereine brauchten nach der Entnazifizierung eine Lizenz der amerikanischen Militär-regierung, um wieder den aktiven Sportbetrieb aufnehmen zu können. So liefen alle Anträge dazu bei ihm zusammen. Die Tuspo bekam schließlich im November 1947 die Lizenzierung als Verein.

Nicht nur im Turnen tat sich der Felix Raups II hervor, der zur Unterscheidung zu einem Namensvetter mit einer Zwei genannt wurde. Bei vielen Apfelblütenfesten und Jubiläumsfeiern war er regelmäßig als Regisseur und Initiator tätig.

17_01 2016Raups Festzug 1

Zahlreiche Festwägen und viele Bühnendekorationen wurden nach seinen Ideen gestaltet. Bei Festzügen organisierte er die Teilnahme von Themenwägen und Turnergruppen, die er anführte. Bei bunten Abenden trat er oft mit akrobatischen Kunststücken auf.

Die Karneval-Abteilung der Tuspo ernannte ihn zum Ehrenmitglied des Elferrats, weil er bei vielen Sitzungen beim Zwiegespräch zwischen den geschwätzigen Damen in der Rolle der Frau Schnadderisch und Frau Schnuffel die Leute zu Beifallsstürmen hingerissen hatte.

17_02 2016 Raups Festzug an Mädchenschule
17_03 2016 Raups Felix 1969

Im Jahre 1960 legte Raups sein Amt als Oberturnwart aus gesundheitlichen Gründen nieder, das er seit 1922 innehatte. Er verstarb am 25. November 1973 in seiner Vaterstadt Obernburg.

Das Bild zeigt Felix Raups 1969 mit Bürgermeister Ballmann.

 

Helmut Wörn