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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Kapelle “Maria Krönung”

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Die kleine Kapelle „Maria Krönung“ steht zwischen den Anwesen Nr. 8 und Nr. 12 in der Kapellengasse in Obernburg. Ca. 25 m weiter nordwestlich befindet sich eine größere Kapelle mit dem Namen „Zur schmerzhaften Muttergottes“.

Die kleinere Kapelle wird in einem Schriftsatz vom 6.2.1987 von Dr. Ulrich Kahle vom Landesamt für Denkmalpflege lediglich als Bildhäuschen bezeichnet.

Die ca. 10 qm große Fläche (mit dem Weg um die Kapelle), auf der die Kapelle steht, hat keine eigene Plannummer. Aus dem Lageplan ist ersichtlich, dass die Grundstückseigentümer mit den Plannummern 598 und 599 jeweils die Hälfte der Grundstücksfläche für den Bau zur Verfügung stellten.

Aus den vorhandenen Unterlagen, insbesondere dem Archiv der Stadt Obernburg geht nicht hervor, wann und von wem diese kleine religiöse Anlage errichtet wurde. Eine Jahreszahl an der Vorderfront ist nicht vorhanden.

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Das Gebäude ist 2,14 m breit und geht 1,90 m in die Tiefe. Die Firsthöhe beträgt 3,60 m. Seitlich und um die Rückseite ist ein 0,80 m breiter Weg, welcher mit Porphyrsteinen gepflastert ist. Den Abschluss zu den beiden Grundstücken bildet ein 1,10 m hoher Holzzaun. Die Frontseite schließt mit der Kapellengasse bündig ab.

Das Satteldach ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt. Die Innen- und Außenwände sind verputzt und mit einem weißen Anstrich versehen.

An den beiden Seitenwänden sind jeweils ein weißgestrichenes Holzfenster mit Halbbogen und einer Quersprosse eingebaut. Die Größe der Fenster beträgt 24 x 77 cm. Die vorhandene Bleiverglasung lässt ein Blumenmotiv erkennen. Der Eingangsbereich zur Kapellengasse hin ist 0,90 m breit und 2,00 m hoch. Er schließt mit einem Halbbogen ab.

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Die kunstvoll gestaltete und verschlossene schmie-deeiserne Eingangstüre erlaubt dem Betrachter nur einen Blick von außen in die Kapelle.

Der Innenraum ist schlicht und einfach gehalten. Die Bodenfläche in der Größe 1,40 x 1,10 m ist mit Porphyrplatten belegt. Mit dem 85 cm hohen und 30 cm tiefen Sockel wird ein Altartisch angedeutet. Auf dem Sockel ist an der Rückseite eine sogenannte Predella aufgesetzt. Auf dieser steht das 1,40 m breite und 1,70 m hohe Ölgemälde, welches sich in einem goldbraunfarbenen und 11 cm breiten Holz-rahmen befindet. Das Bild sowie der Innenraum schließen mit einem Rundbogen nach oben ab.

Der bauliche Zustand des Gebäudes ist derzeit zufriedenstellend. Lediglich der 25 cm hohe Sockel der Außenwand müsste ausgebessert und neu gestrichen werden.

Im Oktober 1921 beantragte der damalige Bürgermeister Heinrich Wörn, dass die kleine Kapelle in den Besitz der Stadt Obernburg übergeht. Er schrieb an das Vermessungsamt folgenden Text: „Der Eigentümer des in der Kapellengasse stehenden Kapellchens konnte nicht festgestellt werden. Die Unterhaltung desselben wurde seither teilweise durch Wohltäter und durch die Stadt bestritten. Nachdem die Stadt die Unterhaltungspflicht mangels Wohltäter übernehmen muss, stellen wir den Antrag, uns als Eigentümer des Kapellchens eintragen zu wollen.“ Demnach dürfte die Stadt Obern-burg Eigentümer und auch Baulastträger sein.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kapelle, insbesondere der Innenraum, sehr in Mitleidenschaft gezogen. Unter anderem wurde das Ölbild samt Rahmen durch Granatsplitter beschädigt.

Im Dezember 1986 verfassten Bürgermeister Wendelin Imhof und Pfarrer Wen-elin Lieb über die örtliche Presse einen Aufruf an die Obernburger Bevölkerung mit der Bitte um Spenden und freiwillige Arbeitsleistungen zur dringend notwendigen Restaurierung. Der CSU-Ortsverband Obernburg fühlte sich angesprochen und startete eine umfangreiche Helfer- und Spendenaktion. In zahlreichen Arbeits-stunden wurden im Frühjahr 1987 die erforderlichen Renovierungsarbeiten durchgeführt.

Bereits zuvor überarbeitete Leo Hefner unter großem Aufwand das Ölbild, welches durch Granatsplitter und Kerzenruß stark beschädigt war. Um die Ausbesserung des Bilderrahmens kümmerten sich die Handwerksmeister Leopold Hohm und Hans Winker aus Eisenbach. Nach einem Entwurf von Leo Hefner fertigte Schmiedemeister Walter Helm eine neue schmiedeeiserne Eingangstüre.
 

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In einem Zeitungsbericht vom 2.4.1987 beschreibt Leo Hefner ausführlich das Motiv des Bildes. Demnach zeigt es die „Krönung Mariens“. Der Maler dieses Bildes ist nicht bekannt; ein Signum auf dem Gemälde nicht erkennbar.

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung fand am 15.8.1987 die Segnungsfeier mit Pfarrer Wendelin Lieb statt. Der Feier schloss sich ein Kapellenfest an. Der Gesamt-erlös wurde zur Deckung der angefallenen Renovie-rungskosten in Höhe von ca. 10.000 DM verwendet.

Über Jahre hinweg haben Ulfried und Hiltrud Ackermann die Kapelle zuverlässig betreut. Frau Hildegard Brack hat diese ehrenamtliche Tätigkeit übernommen und sorgt in vorbildlicher Weise für Sauberkeit und frischen Blumenschmuck. Um das Problem mit dem Kerzenruß zu vermeiden, werden von ihr nur noch batteriebetriebene Kerzen verwendet.

Das Foto zeigt die Kapelle vor der Renovierung.

 

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Wie bei allen Gebäuden des „Historischen Stadtrundgangs“ in Obernburg ist auch hier eine von Leo Hefner gestaltete erklärende Keramik-tafel an der Frontseite angebracht.

In der Mitgliederversammlung des Vereins „St. Anna-Kapelle Obernburg e.V.“ haben die An-wesenden am 23.10.2015 beschlossen, die beiden Kapellen in der Kapellengasse in ihre „Obhut“ zu übernehmen.

 

Karl Reichert