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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Obernburger Vereinsgeschichte/n - Die Kolpingsfamilie

Allgemeines
Um über die Entwicklung einer örtlichen Kolpingsfamilie zu schreiben ist es unerlässlich, zunächst einiges über den 1813 in Kerpen bei Köln geborenen Namensgeber Adolph Kolping zu berichten. Nach abgeschlossener Lehr- und Gesellenzeit als Schuster wechselte er auf das „Marzellengymnasium“ in Köln, studierte danach Theologie und wurde 1845 zum Priester geweiht. Da er in seiner Gesellenzeit das Elend vieler umherziehender Gesellen selbst erlebt hatte, gründete er im Mai 1849 den Kölner Gesellenverein mit dem Ziel, den Gesellen eine menschenwürdige Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Zahlreiche Gesellenvereine wurden in den folgenden Jahren im ganzen Land gegründet. Bereits am 4.12.1865 ist Kolping, erst 52 Jahre alt, verstorben. Dieser Tag wird bis heute von den Kolpingsfamilien als Gedenktag begangen. 1866 wurden seine Gebeine in die Kölner Minoritenkirche überführt. Sie ist bis heute der Wallfahrtsort für alle Kolpingsfamilien.

Heute ist das Kolpingswerk international tätig (Afrika, Südamerika, Osteuropa). Auch in Obernburg wurde und wird das Kolpingswerk unterstützt, früher durch Papiersammlungen, wobei auch viele Jugendliche halfen und Landwirte ihren „Fuhrpark“ zur Verfügung stellten. Heute stehen Kleidersammlungen im Mittelpunkt, wozu auch in Obernburg an mehreren Stellen Container aufgestellt sind.

Entwicklung der Kolpingsfamilie Obernburg

Kolping Gruendungsurkunde 1926

Die Kolpingsfamilie Obernburg wurde 1926 gegründet. Die Gründungsurkunde (Bild links) hängt im Pfarrheim Pia Fidelis. Über die ersten Jahre bis zum Verbot durch die Nazis sind leider keine Protokolle mehr vorhanden.

In einem Gespräch mit Otto Elbert - er war schon als zehnjähriger 1933 bei Kolping - konnte ich erfahren, dass die ersten Jahre mit Namen wie Heinrich Schäfers, Willy Schwab und Richard Fath verbunden waren.

Nach dem Verbot durch die Nazis - wohl 1934 - ruhte die Arbeit der Kolpingsfamilie bis zur Neugründung im Jahre 1948.

Auf Anregung des damaligen Benefiziaten (Kaplans) Alois Roth wurde 1948 eine Neugründung beschlossen. Dazu traf man sich am 30. Mai 1948 im „Bayrischen Hof“.

Erster Vorsitzender (damals Senior) wurde Otto Elbert. Unbedingt zu erwähnen ist, dass der Senior bei der Wahl unverheiratet sein musste.

Wichtig für die Kolpingsfamilie war auch der geistliche Beistand, der Präses. Als erster Präses wurde natürlich Benefiziat Alois Roth gewählt. Bevor weiter auf Namen eingegangen wird - das geschieht am Schluss - soll aufgezeigt werden, was in Obernburg bei Kolping gemacht wurde und was bis heute geschieht.

Aktivitäten der Kolpingsfamilie
Man kann die Aktivitäten der Kolpingsfamilie auf drei Pfeiler stellen:

Weiterbildung - Theater - Frohsinn.

Die Weiterbildung war und ist bis heute ein zentraler Aspekt bei Kolping. Schon in den ersten Jahren wurden die unterschiedlichsten Themen behandelt und Referenten aus nah und fern waren Gast bei der Obernburger Kolpingsfamilie. Im Herbst 1950 hat beispielsweise sogar ein Kommunist einen Vortrag gehalten, der, wie man sich vorstellen kann, lebhafte Diskussionen auslöste. Es würde aber zu weit führen, hier auf einzelne Veranstaltungen einzugehen. Trotzdem soll auf einige Themen hingewiesen werden.

So hat es damals wie heute heimatgeschichtliche Vorträge gegeben, damals mit Herrn Michelbach und Herrn Hefner, heute mit Herrn Dr. Trost - in Zusammenarbeit mit dem Heimat- und Verkehrsverein. Außerdem gab es Vorträge über finanzpolitische Fragen, über Erbrecht, Patientenverfügung und über medizinische Fragen. Auch das Drogenproblem wurde nicht ausgeklammert. Selbstverständlich wurde auch des öfteren über religiöse Themen gesprochen.

Zum zweiten Standbein Theater ist festzustellen, dass die Mitglieder der Kolpingsfamilie Obernburg leidenschaftliche Theaterspieler waren. Dies trifft besonders auf die 50er Jahre zu. Der erste Höhepunkt war 1951 das erste - und bisher letzte - Passionsspiel in Obernburg, bei dem sogar zwei Profis dabei waren, der Christusdarsteller und der Regisseur.

Schon im Jahr darauf, 1952, wurde das Mysterienspiel „Der Lebensbaum“ aufgeführt, das auch auswärts dargeboten wurde. Autor war kein geringerer als der uns allen bekannte Pfarrer Josef Bachmann.

Damals war es auch üblich, in der Stadthalle gemeinsame Weihnachtsfeiern abzuhalten, bei denen die Kolpingsfamilie kleinere Theaterstücke aufführte.

Ein weiterer Höhepunkt war die Aufführung des „Jedermann“ anlässlich der Einweihung des Jugendheims „Pia Fidelis“ am 8.9.1958. Die Regie führte Otto Elbert, der auch später die Hauptrolle übernahm.

Danach erlahmte die Theaterbegeisterung ein wenig und man wandte sich verstärkt dem Frohsinn, der Fastnacht, zu.

Kolping Fasching Otto Elbert

Schon frühzeitig hatte man mit närrischem Treiben begonnen. In diversen Vereinslokalen - hier vor allem „Löwen“ und „Bayrischer Hof“ - wurden vereinsinterne Sitzungen abgehalten, bei denen jeweils eine Riesenstimmung herrschte. Nach der Fertigstellung des Jugendheims fand im Februar 1959 die erste Sitzung im Jugendheim statt. Seit dieser Zeit trat man unter dem Namen „Schwarze Elf“ auf. Unter diesem Namen wurden in der Folgezeit zahlreiche Sitzungen abgehalten, erst im Jugendheim, dann in der Stadthalle.
Natürlich konnte die Kolpingsfamilie diese Sitzungen personell nicht alleine stemmen. Deswegen nahmen auch zahlreiche Mitwirkende von außerhalb der Kolpingsfamilie daran teil und hatten am Erfolg dieser Sitzungen ihren großen Anteil. Große Verdienste, sowohl als Organisator als auch als langjähriger Sitzungspräsident der “Schwarzen 11” hat sich hierbei Otto Elbert (Bild links stehend) erworben. Nach einer Pause Anfang der 90er Jahre konnten die Sitzungen trotz mehrfacher Bemühungen nicht mehr weitergeführt werden.

Kolping Helfer beim Pfarrhausumbau

Helfer bei der Renovierung des Pfarrhauses 2003/04: hinten: Kornel Reichert, Robert Gerhard, Alois Roos, Architekt Becker, vorne: Franz Fischer, Karl Reichert, Ernst Krämer, Hubert Hennrich.

Neben Weiterbildung, Theaterspielen und Frohsinn galt und gilt es stets mitzuhelfen, wenn es darum geht, zuzupacken. So beim Bau des Jugendheimes, der im Herbst 1958 beendet war, beim Abriss der alten Kirche in den 60er Jahren, beim Abbau der alten Orgel vor einigen Jahren, bei der Renovierung des Pfarrhauses usw. Diese Liste ist beileibe nicht vollständig. Festzuhalten bleibt noch, dass mit der Fertigstellung des Jugendheimes die Kolpingsfamilie endlich eine Bleibe fand, nachdem sie seit Wiedergründung 1948 öfters ihr „Vereinslokal“ gewechselt hatte. Diese waren: „Ludwigskeller“, „Sonne“, „Löwen“, „Cafe Gruber“, „Bayrischer Hof“ und „Moselweinstube“ (Rohleder). Alle diese Lokale haben eins gemeinsam: sie existieren nicht mehr.

Zum Schluss möchte ich - ohne genauen zeitlichen Rahmen - die Personen aufführen, die für die Kolpingsfamilie Verantwortung trugen, d. h. die ersten Vorsitzenden (früher Senioren) und die Präsides: Otto Elbert - Eduard Adelberger (Pschebella) - Ernst Krämer - Hubert Hennrich - Richard Neeb - Horst Kempf - Reinhold Rößner - Siegbert Koch - Franz Knirsch - Ernst Schnabel (21 Jahre Vorstand !!) - Margret Posert.

Kolping Alte Garde

Alte Garde: Franz Knirsch (Vorsitzender), Peter Roos (Vizepräses), Heinrich Schäfers (lange Jahre Altsenior)

Kolping  Vorstand 2010

Seit dem Rücktritt von Frau Posert wird die Kolpings-familie von einem „Triumvirat“ geleitet: Robert Gerhard (rechts), Heinrich Schäfers (Mitte), Ernst Schnabel (links).

Die geistlichen Begleiter waren und sind: Benefiziat Alois Roth, Kuratus Matthias Mayer, Kaplan Fritz Göpfert, Pfarrer Ernst Janik, Pfarrer Wendelin Lieb, Pfarrer Hubert Grütz.

Bei der Kolpingsfamilie tickt, wie bei manchen anderen Verbänden und Vereinen, die “biologische Uhr“, d. h. es fehlt an Nachwuchs. Deshalb ist sie dabei, neue Wege zu gehen, um die Kolpingsfamilie am Leben zu erhalten. Was dabei herauskommt, wird die Zukunft zeigen.

Ganz zum Schluss möchte ich mich bei Otto Elbert bedanken, der mir sehr dabei geholfen hat, diesen Text zu schreiben, besonders wenn es um die früheren Jahre ging.

Kolping Neuaufnahme 1976

Neuaufnahme 1976: Hans Magold, Günter Zechannig, Heinz Babilon, Ernst Schnabel, Heinrich Schäfers, Kornel Reichert, Franz Knirsch (Vorsitzender) und Pfarrer Wendelin Lieb.

Heinrich Schäfers