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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Lauterhofpfädchen und Lauterhof
Was unternahm eine Obernburger Familie vor 70 Jahren am Sonntag? Meist wurde der Sonntagsgottesdienst besucht und danach gemeinsam gut zu Mittag gegessen. Aber dann? Da die wenigsten Leute zu dieser Zeit ein Auto bzw. einen Fernseher besaßen, ging die ganze Familie oft zusammen spazieren.

Ein beliebtes Ausflugsziel war damals neben dem Obernburger Waldhaus der Lauterhof.

Von Obernburg aus führte ein eigenes Pfädchen, das Lauterhofpfädchen, dorthin. Es ging das Katzental hoch bis zum Brennerweg und weiter in einem heute zugewachsenen Hohlweg bis zum Taubenlochweg. Hier mündete auch der Aufstiegsweg der Wanderer, die über die Treppe an der Brunnenstraße aus Obernburg Nord kamen.

Der Obere Neue Weg wurde zu Beginn des Windlückenweges überquert. Weiter führte der Weg über die Flachsäcker oberhalb des Salztrögwäldchens. Anschließend wurde der Ochsengrabenweg überquert. Über die Flurabteilung Rüdhölle ging es dann bis zum Waldrand des Roten Buschs. Ab hier führte der Weg durch den Roten Busch hinunter zum Lauterhof.

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An Sonntagen mit schönem Wetter wanderten oft ganze Karawanen von Spaziergängern über dieses Pfädchen zum Lauterhof. In den 1980er Jahren benutzte kaum noch jemand das Lauterhofpfädchen. Daher wurde es zum Teil von den Landwirten als Acker bzw. als Wiese genutzt, und es bleibt nur die Erinnerung.

Die Lauterhofwirtschaft war unter anderem bekannt wegen des guten Hirschgulaschs und der Hausmacher Vesperplatten. Die Kinder waren besonders von den selbstgemachten und gekühlten Milch- und Kakaogetränken angetan.

Erich Reis

 

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Neben der Gastwirtschaft punktete der Lauterhof aber noch mit seinem Tiergehege.

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Hierzu war im Juni-Heft von 1954 der Zeitschrift „Spessart“ folgendes zu lesen:

„Dem Besitzer des Lauterhofs, Wilhelm Gruber, war es vorbehalten, den Hof um den kleinen Tierpark zu bereichern. Hirsche, Wildschweine, Fasane, Füchse, Vögel und viele gezähmte andere Freitiere waren das Steckenpferd des Lauterhofbauern.

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Das Wildschwein „Bärbel“ brachte Gruber aus dem Odenwald mit heim. Sie empfand ihre Gefangenschaft nicht als Qual und lief nie weiter als ein paar hundert Meter vom Hof weg. Oft begleitete sie Gruber auch bei seinen Spaziergängen. Eine Augenweide war auch der Hirschpark des Lauterhofs mit dem Stammhirsch „Max“ und weiteren Zwölfendern. Auf dem Hof lebten neben den Hirschen und Wildschweinen noch Pfaue, Silber-, Diamant-, Königs-, Gold- und Blauohrfasane, Kanarienvögel und ein Fuchs.

Meister Reineke war der größte Feind des Lauterhofs, bevor man ihm zum Zwangsaufenthalt verhalf. Eine Fuchsfamilie hatte eine 80 Meter lange Kanalröhre entdeckt, die vom Waldrand direkt an den Hof führte. Durch diese Röhre schlichen sich die Füchse in den Hof ein, griffen ihre Beute (einen Pfau, 23 Puten, 22 Perlhühner, 18 Pekingenten, zwei Gänse und etwa 50 Hühner) und verschwanden wieder im Wald.

Am Silvesterabend 1953 bemerkte Wilhelm Gruber, wie sich sein jetziger Gefangener in die Röhre pirschte. Schnell verbarrikadierte er beide Rohröffnungen. Sechs Tage saß der Fuchs im Rohr, bis er endlich in die gestellte Kastenfalle sprang. Der Lauterhofbauer ließ den Fuchs aber für seine Räubereien büßen. Aus einem Gehege gleich neben den Geflügelkäfigen durfte er sich sein Leben lang die vielen unerreichbaren Leckerbissen anschauen.“

Heinz Janson

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