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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Mainprotokoll - Gasthaus Krone - Franz-Josef Büchold

Der Kaufmann und Stadtmagistrat Franz-Josef Büchold war seit eh und je dem „Mainprotokoll“ – das waren die Obernburger Fischerzunft und all jene, denen der heimische Fluss Brot und Arbeit gab – gewogen. Gern gesellte er sich zu ihnen. Der unterhalb des nördlichen Stadtausgangs gelegene Weiher, den auch sein Sohn in Erbpacht nahm, trägt heute noch seinen Namen: „Büchold-See“.

Wieder einmal (es muss um 1900 gewesen sein), hatte er sich zu ihnen gesellt, der allseits geschätzte Bürger der Kreisstadt und mit den Fischerzünftlern geplaudert über Dinge, über die nur hätte das wettergraue Gestein der Altstadt erzählen können. Im Mittelpunkt stand wieder einmal jene Zeit vor nahezu 300 Jahren, als in den schwersten Zeiten der Stadt – im 30-jährigen Krieg – das Gasthaus „Zur Krone“ (heute Gasthaus „Schinderhannes“, vorher Kaufhaus Benninger), die Wohnung des damaligen Kaufmanns und Stadtmagistrats Franz Josef Büchold hohe Gäste beherbergte.

Gasthaus „Krone“ bis 1875 (Wirte: Deckelmann, Meschino, Mott und Gleißner); vom letzten Wirt 1881 auf Franz Josef Büchold übergegangen (Schnittwarenhandlung, Spezereihandlung, Eisen- und Kurzwaren sowie einer Auswanderungsagentur).

Ab 1903 Textilgeschäft Johann, später Willi Benninger. Danach wieder Gasthaus „König Gustav“, dann  Gasthaus „Schinderhannes“ und seit 2010 “Bistro Stopschild”.

Das Eckhaus Römer-/Mainstraße,
ehemals “Zur Krone”

Hatte doch der Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinen Generälen am 22. November 1631 dort Quartier bezogen. Die damaligen Bürgermeister Wilhelm Bayer und Hans Elbert mussten dem Schwedenkönig in der „Krone“ 152 Reichstaler – 228 (fl) Gulden – als ersten Tribut übergeben. Später wurden weitere 336 Gulden und 15 alb (Albus = Silberlinge) der „Besatzungsmacht“ in der „fürstlichen Herberge“ ausgehändigt.

Büchold wusste aber auch darüber zu berichten, dass im ersten Drittel des Monats Juli Königin Maria Eleonore von Schweden, eine Prinzessin von Brandenburg, die ihren Gatten auf seinen Kriegszügen begleitete, im Haus der Ahnen zu Gast war. Auch des Königs Reichskanzler Oxenstierna (im Volksmund „Ochsenstern“ genannt) hatte am 21. Dezember 1631 in der „Krone“ Quartier bezogen. Aus alten Aufzeichnungen ging weiter hervor, so wusste der alte Herr seinen Tischgenossen zu berichten, dass ein Leutnant des gefürchteten „Reichskanzlers“ in der „Krone“ manche Gulden verjubelte. Im Pfarrhaus habe er immer gebadet. Wein, Branntwein, gebratenes Geflügel und Wild mussten ihm dabei geliefert werden.

1639 (am 25. April) weilte auch General Piccolomini mit seinem Stab und einer Anzahl Reiter in der Stadt. Ein Teil des Stabes sowie der Hofstab des Erzherzogs Ferdinand waren ebenfalls „Gäste“ der „Krone“. Die übrigen verteilten sich auf das Pfarrhaus und auf den „Löwen“. Auch der Herzog von Mantua, Graf Camillo von Gonzaga sowie der Deutsch- und Hochmeister Erzherzog Wilhelm von Österreich weilten 1640 in Obernburg.

Mit berechtigtem und begreiflichem Stolz hatte der angesehene Stadtvater seinen aufmerksam zuhörenden Freunden von den berühmten Gästen erzählt, die einst dort beherbergt wurden, wo er jetzt mit seinen Lieben wohnte.

Bevor am 24. Oktober 1648 endlich der Friede gechlossen wurde – das Wort "Friede" war der jüngeren Generation der Jahrzehnte währenden Kriegszeit gar kein Begriff – mussten unter den Bürgermeistern Peter Weiler und Johann Fischer Kontributionen an französische Truppen in Aschaffenburg geleistet werden. Noch einmal sagte Büchold, seien heimkehrende schwedische Truppen des Generals Königsmerk sowie Württemberger Landsknechte unter Führung des Herzogs Ulrich durch Obernburg gekommen.

Zum allerletzten Mal habe die Stadt und die „Krone“ schwedische Truppen unter dem General Löwenhaupt gesehen. Mit 600 Reitern sei er in Obernburg eingaloppiert. Doch habe der „Rat“ in Verhandlungen erreicht, daß die Schweden wieder abzogen. Der General habe jedoch als „Endtribut“ verlangt: 2 Ohm Wein, 3 Malter Hafer, 1 Kalb, 100 Eier, 1 Maaß Butter, 12 junge Hahnen und eine Gans.

Bei der nun folgenden Plauderei bedauerte unter anderem der welterfahrene Pensionist Onkel Rohe, der nach langer Odyssee in der „Neuen Welt“ nunmehr seinen Lebensabend in seiner Vaterstadt verbrachte, dass man jene denkwürdigen Tage vor 300 Jahren mit ihren turbulenten Ereignissen noch nicht in Fotos habe festhalten können. Damit war das Stichwort „Foto“ gefallen und der Entschluss gefasst, das „Mainprotokoll“ samt Freunden und Gönnern im Bilde festzuhalten.

Franz Josef Büchold, der gewandte Organisator, machte sich sofort zum Manager dieses für die damalige Zeit noch außergewöhnlichen Ereignisses. Heute ist deshalb wohl als einziges Dokument des „Mainprotokolls“ die unten abgedruckte Aufnahme vorhanden.

Ein gutes Stück Menschenalter liegt zurück, als man zu Beginn dieses Jahrhunderts als Kronzeugen entschwundener Mainromatik diese Männer im Bild festhielt, die selber bis zu ihrem Lebensende ein Stück der guten alten Zeit verkörperten. Schade, dass der Reicherts Adam, einer der getreuesten Beifahrer der alten Fischer nicht mit auf dem Bild sein konnte. Wahrscheinlich hatte er noch „gegründelt“. Der gute Vater Adam hätte sicherlich schon damals vor 60 Jahren beim Fotografieren gesagt: „Des ist holt die nei Zeit“.

Friedolin Weiler, Main Echo, 3. April 1965

Mainprotokoll_Gruppenbild1

 

Das Bild zeigt das ehemalige „Omborscher Mainprotokoll“ und seine Freunde, aufgenommen im Hof des ehemaligen Gasthauses „Zur Sonne“ (heute Kreissparkasse);

Von links nach rechts: Kaufmann und Stadt-magistrat Franz-Josef Büchold, Fischermeister Eugen Dölger, Pensionist Onkel Rohe, Fischermeister Fridolin Weiler, stehend: Fischermeister Gustav Dölger (der Sohn des Eugen Dölger), Fischermeister Johann Helm (im Volksmund als „Schnätz“ bekannt), Fischermeister Gregor Weiler, der Sohn des Fridolin Weiler und der „Sonnenwirt“ Konrad Birkner.

(Anmerkung von Resi Priol: Fridolin Weiler starb 1906, die Aufnahme muss also vorher entstanden sein.)