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Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

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Obernburger Gaststättengeschichte(n)

Der Bericht über Obernburger Gaststätten soll Vergangenes wieder in Erinnerung rufen. Im diesjährigen Beitrag wird von Gaststätten berichtet, die nicht mehr bestehen. Die Aufzählung wird im nächsten Jahr fortgesetzt.

Entstehung von Gaststätten
Gaststätten sind seit dem 13. Jahrhundert urkundlich belegt und haben sich im Mittelalter mit dem verstärkten Reiseverkehr von Kaufleuten und Pilgern an verkehrsreichen Punkten (Durchgangsstraßen, Brücken) weiter herausgebildet. Neben dem Alkoholausschank und der Beherbergung von Fremden war eine weitere wichtige Funktion der Ausspann für die Tiere, denn wer zu Fuß, mit Pferd und Esel oder per Kutsche reiste, musste of pausieren, sich stärken, die Tiere versorgen.

Für das Gaststättenrecht zahlten die Wirte eine einmalige Gebühr und einen jährli­chen Zins. Gemäß ihrem öffentlichen Auftrag mussten Gasthäuser jedermann bedienen, der nicht von Rechts wegen ausgeschlossen war (z. B. unehrliche Leute, Geächtete, Randgruppen) und der in bar oder mit Pfand zahlte. Aber auch Auflagen waren zu erfüllen, z.B. musste schon 1878 der "Abtritt mindestens zwei Sitze haben und gut belüftet sein".

Im 19. Jh. waren die Gasthäuser dann Treffpunkt der ortsansässigen Einwohner. Nachrichten und Ereignisse wurden ausgetauscht. Zeitungen, Radio und Fernsehen gab es ja nicht. Üblicherweise galt "400 Seelen pro Gaststätte". Bis zur Elektrifizierung prägte Dunkelheit die Abende. Licht war teuer und stellte einen Grund dar, eine Schenke zu besuchen. Wichtig waren aber auch Kamin und Heizung, weil viele das Bedürfnis hatten, sich im Winter etwas zu erwärmen und das war in einer Gaststätte möglich.

Angesichts tarifierter Preise suchten die Wirte mit Nebenbetrieben (Metzgerei, Bäckerei, Weinhandel) zusätzlichen Verdienst und waren bemüht, ihre Gäste mit eigenen Speisen und Getränken zu bewirten. Mancher Gastwirt konnte es sich auch leisten, sein Bier selbst zu brauen und auszuschenken. Wirte zählten zu den Bessergestellten. Unterschieden wurden die Gaststätten in Schank- (Getränkeausschank an Ort und Stelle) und Speisewirtschaften (Verzehr zubereiteter Speisen an Ort und Stelle).

Woher kommen Gastwirtschaftsnamen?
Die Evangelisten werden oft mit Symbolen dargestellt: Markus mit dem Löwen, Matthäus mit dem Engel, Lukas mit dem Stier und Johannes mit dem Adler. Auf diese Symbole sind viele Gaststättennamen zurückzuführen. Wegen der Verehrung der Drei Könige, deren Reliquien 1164 nach Köln überführt wurden, breitete sich deren Verehrung in Deutschland aus, woran Gaststättennamen wie Mohr, Stern und Krone erinnern. Im 16. Jahrhundert entstanden aber auch aus den Wappen der Besitzer die ersten Gasthausnamen wie Adler, Bär, Falken, Hirschen.

Von einigen Obernburger Gasthäusern weiß man nur, dass sie existiert haben sollen, wie z.B. das bürgerliche Weinlokal „Zum Grünen Baum“ im früheren Haus Kehrer/Schreck in der Oberen Gasse, das Gasthaus „Zum Adler“ bereits 1824 an der Stelle des „Bayerischen Hofs“, die Gastwirtschaft „Zum Bären“ (wahrscheinlich neben dem „Hirschen"), von der es heißt, dass der Bärenwirt nebenher Schiffmann war und er deshalb auch häufig Schiffsleute zu Gast hatte, die dann für laute Stimmung in der Gaststube gesorgt haben sollen. Mehr weiß man von folgenden Gasthäusern.

Fotos mit dem Kürzel (TS) stammen von Thomas Stühler, Briefmarkentauschring Obernburg 1983 e.V.

Zum Vogel Strauß

Vogel Strauss TS 128

(TS)

An der Ecke Römerstraße/ Kaisergasse war das Gasthaus „Vogel Strauß“ gelegen, ein stolzes und großes Anwesen mit Ausschank, Brauerei und Kegelbahn, das seit 1845 die Konzession hatte. Wirt und Bierbrauer war Thomas Braun.

Vogel Strauss Wendelinuskapelle Ovgo Braunscher Garten

Die Brauerei besaß vor der OVGO Bebauung neben der alten Wendelinuskapelle an der Miltenberger Straße auch den schön gelegenen und beliebten Braunschen Biergarten.

Brauns Nachfolger wurden Josef Will und Josef Reis. Die Obstverwertungsgenossenschaft OVGO wurde 1890 in den Gasträumen gegründet und hatte ihre erste Kelteranlage auch in der Brauerei errichtet. Die Gebäude wurden 1902 von Josef Reis an Josef Kempf verkauft, der eine Möbelschreinerei einrichtete. Kempf gab 1919 die Gastronomie auf. Die Konzession wurde vom „Ludwigskeller“ übernommen.
In die Gebäude zogen später die Kreissparkasse, das Lebensmittelgeschäft Axt, die erste Eisdiele, ein Samenhaus und eine Reinigung ein. Nach dem Abriss aller Häuser zwischen Kaisergasse und Badgasse entstand hier der Neubau der Raiffeisenbank.

Zum Engel

Zur Rose


Der „Engel“ war ein repräsentatives Gasthaus in der Mainstraße. Die Tochter des Wirts Balthasar Helm verehelichte sich mit Ulrich Wörn. Es folgten als Wirte 1881 Josef Wörn und 1899 Heinrich Wörn. Heinrich ließ das Anwesen abbrechen und 1900 durch ein neues Wohn- und Geschäftshaus ersetzen. Im neuen Haus hielt noch eine ganze Weile die Gaststätte die Tradition lebendig. Bei der Eröffnung der Stadthalle 1927 übertrug Heinrich Wörn das Schankrecht,das er alljährlich durch einen Fassanstich für die Feuerwehr erneuert hatte, vom „Engel“ auf die Stadthalle. Heute ist das Gebäude ein Wohnhaus.

Als Wirte für dieses Gasthaus in der Römerstraße werden Jakob Cammer und seit 1852 Alois Schwab genannt, der die Posthalterei aus dem „Ochsen“ in die „Rose“ verlegte. In die Posthalterei vor dem Unteren Tor konnten die Postkutschen ohne Aufenthalt durchs geöffnete Tor in die geräumige Torhalle einfahren und die aussteigenden Postgäste hatten nur einen Schritt zum Wirtschaftseingang, wo es neben den Wirtsräumen auch Fremdenzimmer und Pferdeställe gab. Die Gastwirtschaft hatte einen guten Ruf. Schwab verkaufte 1891 das Anwesen an die Stadt, 1896 kaufte Franz Kunig die drei Häuser, Römerstraße 75, 77 und 79.

Mit der Auflassung der Posthalterei (Kunig übernahm die Bahnspedition) wurde wahrscheinlich auch die Gastwirtschaft geschlossen. Kunig hinterließ das Anwesen seinen drei Töchtern (verheiratete Zink, Schmidt und Appel). Später wurden die Anwesen auch als städtisches Mietshaus für Beamte genutzt. Ein Zimmer diente als städtisches Wachlokal. Seit 1966 befindet sich der Edekamarkt Hornung in den drei Häusern.

Zur Krone

Zur Sonne

Im Dreißigjährigen Krieg bezog Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinen Generälen am 22.11.1631 Quartier in der „Krone“. Ebenso war im gleichen Jahr Königin Maria Eleonore von Schweden zu Gast. Auch des Königs Reichskanzler Oxenstierna wohnte am 21.12.1631 in der „Krone“. 1639 weilte General Piccolomini hier, dazu noch viele weitere „Kriegsgäste“. Die „Krone“ bestand bis 1875 an der Ecke Römerstraße/Mainstraße. Sie war Wohn- und Gasthaus der Wirte Deckelmann, Meschino, Mott und Schadt bevor sie von Schadt auf Franz Josef Büchold überging, der hier dann eine Schnittwaren- und Spezereihandlung sowie Auswanderungsagentur betrieb. 1903 übernahm Johann Benninger das Haus und gründete ein Textilgeschäft. Nach der Geschäftsschließung kam wieder Gastronomie in das Haus, erst unter dem Namen „König Gustav“ und danach bis Ende 2007 als „Schinderhannes”. Seit Ende 2008  wird die Gaststätte unter verschiedenen Namen geführt, 2010 als “Stoppschild”.

Einladend lag die „Sonne“ in der Römerstraße, Ecke Obere Gasse. Das Gebäude soll 1579 erbaut worden und früher ein Kloster gewesen sein. Erst danach wurde es „Zur Sonne“, die als mittelalterliches Großgasthaus, als eine historische Gaststätte ersten Ranges beschrieben wird. 1644 soll Jörg Wilhelm Helm der Wirt gewesen sein. Im Jahr 1743 wird erwähnt, dass während des österreichischen Erbfolgekrieges die Stadt für die im Gasthaus „Zur Sonne“ einquartierten Husaren sieben Gulden und 52 Kreuzer zahlen musste. Der erste Posthalter Friedrich Mergert war in der „Sonne“ stationiert bis sein Nachfolger Johann Adam Helm 1768 die Poststation ins Gasthaus „Zum Ochsen“ verlegte.

Als Wirte sind bekannt: Ball (1782), Georg Becker (1834), Wilhelm Henn, Kaspar Hofmann (Sonnenwirt und Schiffmann 1829), Gustav Hofmann (1858), August Ruppert (1868-1873), Theodor Groh (1873-1875) und der aus der Haßfurter Gegend gekommene Konrad Birkner (10.10.1875). Unter Birkner war die „Sonne“ auch als Brauerei bekannt. Das Bier wurde wegen seiner Herbheit gerne getrunken. 1869 wurde im Gasthaus „Zur Sonne“ die Freiwillige Feuerwehr gegründet und nach 1879 war der Saal zeitweise Übungslokal des Turnvereins. Im Jahr 1922 heiratete der Gastwirt Leo Pfeifer aus Elsenfeld die Gastwirtstochter Eva Birkner, deren Vater ihr damals sein Anwesen, auf dem die reale Gastwirtschaftsgerechtigkeit „Zur Sonne“ ruhte, übergab. Da die Ehe kinderlos blieb, vererbten sie alles an ihr Dienstmädchen Rosine Gropp.

Die „Sonne“ wurde gerne besucht und wenn die Männer mal wieder vom Schoppen nicht heimkamen, sollen sich deren Frauen gewünscht haben: „Wenn die Sonne doch nur mal unterginge!“

Ein Protokoll vom 4.10.1926 im Stadtarchiv zeigt die Größe der „Sonne“ und dass auch damals modernisiert werden musste. „Die Abortanlagen im Hofe sind zu vergrößern; herzustellen ist ein Herren- und ein Damenabort und ein geräumiges Pissoir. Auf Verbesserung der Abortanlage im 1. Stockwerk ist Bedacht zu nehmen, doch genügt hier ein Abort.“ „Die Ausschankerlaubnis bezieht sich auf die Torhalle, das rechts daran befindliche Nebenzimmer und das links an sie anstoßende Gastzimmer. Der Fremdenbeherbergung dienen ein heizbares und vier unheizbare Fremdenzimmer. Die Einrichtung von zwei weiteren Fremdenzimmern wird in Aussicht genommen.“

Rosine Gropp verkaufte das Anwesen an die Kreissparkasse. Die Gebäude wurden bis auf die beiden eindrucksvollen Giebel abgerissen. 1954 entstand der Neubau der Kreissparkasse, wobei die Giebel in die neuen Gebäude integriert wurden und so noch an die alten Zeiten erinnern.

Zum Hirschen

Ein recht bewegtes Schicksal hat der “Hirschen“ (Obernburger Wappentier) an der Ecke Römerstraße/Schillerstraße erlebt. War er noch 1829 ein Haus mit Stall und Scheune, Gastwirtschaft und Lohnkutscherei, so wurde er unter seinem späteren Wirt Franz Kunig zu einem der bestrenommierten Gasthäuser mit Tanzsaal und Anbau mit Gastzimmern und Kegelbahn. Franz Kunig verkaufte 1896 den „Hirschen“ und kaufte dafür das Gasthaus „Rose“, heute Lebensmittelmarkt Hornung. 1896 bis 1913 war der „Hirschen“ dann im Besitz der Eder-Brauerei. In kurzen Abständen wechselten die Pächter Gundlach, Heulheck, Metz, Herrmann, Schnitzlein und Eckstein. Schließlich konnte 1913 Cornel Müller aus Michelstadt das Gasthaus und Hotel „Zum Hirschen“ kaufen.

Der „Hirschen“ war das vornehme Obernburger Gasthaus und er übernahm die Rolle von “Engel“ und „Krone“. Im „Hirschen“, im Wirtsgarten und im Saalbau spielte sich ab 1900 das Obernburger Leben und Vereinsleben ab. Der Zweite Weltkrieg (der Sohn August von Cornel Müller, der das Haus übernehmen sollte, fiel im Krieg) und mancherlei Umschichtungen im öffentlichen und wirtschaftlichen Leben brachten danach den „Hirschen“ zur Aufgabe.

1938 kaufte die Stadt den hinteren Gebäudeteil in der Schillerstraße für ihr neues Feuerwehrhaus und für die Bürgermeisterwohnung. 1949 fand im Hirschensaal die erste Möbelausstellung der Firma Spilger statt. Das Gebäude des „Hirschen“ wurde abgerissen und 1952 bezog die Hypobank das neue Haus. Anstelle des alten Wirtsgartens in der Schillerstraße erbaute 1955 die Firma Spilger ein Ausstel­lungsgebäude bevor sie auch das Hypobankgebäude übernahm und 1966 als neues Einrichtungshaus eröffnete. Auch dieses Gebäude wurde wieder abgerissen und es entstand das „Spilgerhaus“ von heute, in dem ein Kellerlokal mit wechselnden Namen („Nemaninga“, „Ala Turca“, „Bacchuskeller“) eingerichtet wurde.

Zum Bayerischen Hof

Bis 1903

Bis 1928

Nach 1928

1846 kaufte Valentin Berberich das später als „Bayerischer Hof“ bezeichnete, und seit 1824 bestehende Gasthaus „Zum Adler“ von Michael Gramling. Weitere Wirte waren danach Siegling und Alois Reis. Im Dezember 1888 hatte der Obernburger Magistrat dann die Errichtung einer Naturalverpflegstation befürwortet und mit „Johann Alois Reis, Gastwirth zum bayerischen Hofe“ einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen. (Obernburger Blätter 2000, Seite 10 ff)

 

Josef Ederer pachtete im August 1889 die Metzgerei im Hause des Alois Reis, der die Wirtschaft aber noch für sich behielt. Nach seiner Heirat im Jahr 1890 mit Maria, geb. Neeb, kaufte Josef Ederer im Mai 1891 dann die Wirtschaft und Metz­gerei von Alois Reis ab. Am 10.5.1892 bekam er die Konzession. Ederer war auch bis 1922 der Verpflegswirt der Naturalverpflegstation.

 

Das Haus änderte mehrfach und zuletzt 1928 gründlich seine Fassade. So war früher die Tür im Erdgeschoss auch das Tor, durch das man mit den Handelswagen in das Haus fahren konnte. Die Kaufmannsfuhrwerke, die auf der Strecke Frankfurt-Wertheim unterwegs waren, hatten hier eine Raststation.

 

Die Gastwirtschaft wurde 1932 von Peter Ederer übernommen, der 1937 die Metzgerei schloss und an Stelle des Schlachthauses einen sehr schönen Saal errichtete, in dem sich danach Obernburger Vereinsleben abspielte. Folgendes Lob war da­mals zu lesen: „Ausgestattet mit guten Frem­denzimmern, so kann er seinen Obernburger Abendgästen, den unterkunftsuchenden Reisen­den, den Vereinen, den Omnibusausflüglern und Sommerfrischlern gerecht werden.“ Sein Sohn Josef Ederer eröffnete 1952 wieder zusätzlich eine Metzgerei, die dann später in einen Neubau in der Runde-Turm-Straße umzog. Seit der Schließung der Gaststätte 1978/79 befindet sich die „Römer-Apotheke“ in dem Haus.

Zum Ludwigskeller


Im „Babilon“ spielte die Stadtkapelle zum Tanz auf. Die OVGO-Burg verfiel in den dreißiger Jahren immer mehr und die Ruine wurde später abgetragen.

 

Die OVGO-Gründer beschlossen, dass der Ausschank der eigenen Erzeugnisse am besten unmittelbar beim Betrieb erfolgen sollte. So wurde neben den Fabrikgebäuden das Gasthaus „Ludwigskeller“ mit der Wirtschaftskonzession vom „Vogel Strauß“ errichtet.

Das gemütliche Lokal erhielt nach dem Gründer der OVGO, Prälat Ludwig Benkert, den Namen „Ludwigskeller“. Als Wirte des „zweitschönsten Lokals in Unterfranken nach dem Ratskeller Würzburg“ agierte Maria Bunk, die in den dreißiger Jahren von Felix Reis als Pächter abgelöst wurde.

 

Die Wirtschaft wurde zu dieser Zeit in zwei Gastzimmern zu ebener Erde und in vier im dritten Stockwerk befindlichen heizbaren Fremdenzimmern und im Garten ausgeübt. Auf dem Genossenschaftsberg über der OVGO waren um die Jahrhundertwende die OVGO-Burg und der Pavillion (Volksmund: „Babilon“) für besondere Anlässe, Sommerfeste und zur besseren Vermarktung der OVGO-Produkte errichtet worden.

1949 wurde im Ludwigskeller die Tuspo Fußballabteilung gegründet. Man wählte den Lehrer Otto Jäger zum Abteilungsleiter. Auch der Schachclub wurde hier aus der Taufe gehoben. Die Gaststätte wurde von den Wirten Schmitz und Sonneck fortgeführt. Später stand im Ludwigskeller einer der ersten Fernsehempfänger Obernburgs und lockte viele Gäste (besonders bei Fußball-Länderspielen) an.

 

 

Der Name „Ludwigskeller“ wechselte 1971 in „Restaurant Pizzeria Ludwigskeller“ (Maria Safina) und 1999 dann in „Pizzeria Taormina“. Parallel zum Abriss der benachbarten OVGO-Gebäude wurde das Gebäude des „Ludwigskellers“ renoviert und in die neu gestalteten Räume zog 2004 das „Eiscafé Lido“ ein.

Altdeutsche Weinstube

In einem städtischen Protokoll vom 14.12.1926 ist festgehalten: „Josef Hain hat das Anwesen seines Vaters Karl Hain käuflich erworben. In diesem Anwesen wird seit dem Jahre 1865 die Schankwirtschaft ausgeübt.“ Josef Hain bat damals die Stadt, ihm und seiner Ehefrau die Ausübung der Gastwirtschaft zu erteilen, da er künftighin beabsichtige, Fremde zu beherbergen. Dies wurde genehmigt.

Die Werbung von 1928 beschreibt das Haus als „Gasthaus und Weinrestaurant am Oberen Tor, Besitzer Josef Hain (gut bürgerliches Haus), vorzügliche Küche, eigene Metzgerei, bestgepflegte Weine, ff Biere, eigene Apfelweinkelterei, großer, schöner, schattiger Wirtschaftsgarten.“

Nach dem Krieg übernahm die vor dem Oberen Tor liegende „Altdeutsche Weinstube“ als „Fernfahrerheim“ die Aufgabe, die Fahrer der Fernlaster zu beherbergen. Hier gab es noch einen einigermaßen ausreichenden Parkplatz vor dem Haus.

Hain Wirtschaft coloriert

Nach dem Tod von Josef Hain wechselte das Gasthaus den Besitzer (Christa und Hilmar Sauer), sein äußeres Gesicht (Plattenverkleidung) und seinen Namen in „Stadttor“ (Bild rechts) und dann nochmals in „Kult“. Nach dem Abriss des alten Gebäudes entstand im Jahre 2003 der Neubau unter dem Namen "Cafe-Bar-Restaurant KULT", bewirtschaftet von Peter Amrhein.

Hain Fernfahrerheim durch Torbogen Ausschnitt
Hain Stadttor Wirtschaft

Zum Löwen

Im Archiv wird der „Löwen“ schon 1743 erwähnt. Wegen des eigenen Brauhauses wurde im „Löwen“ einstmals nur selbstgebrautes Bier ausgeschenkt. Als Wirte sind bekannt: Johann Schadt (Wirt und Bierbrauer), Erlach, Fuchs, Heilos, Hönlein, 1883 Hebi (Bäckerei und Gastwirtschaft).

1921 übernahm Josef Elbert den „Löwen“ pachtweise von seiner Schwiegermutter, der Witwe Maria Hebi. In einem städtischen Protokoll ist vermerkt: „Da der Gesuchsteller Josef Elbert und seine Ehefrau Elisabeta geb. Hebi dahier heimat- bzw. unterstützungswohnsitzberechtigt sind und einen sehr guten Leumund genießen wurde die Erlaubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft am 21.12.1921 erteilt.“ „Die Erlaubnis erstreckte sich auf zwei Gastzimmer im Erdgeschoss, einen Saal, ein Trinkzimmer und zwei Fremdenzimmer im ersten Stock.“ Ein Gesuch Elberts auf Erweiterung der Konzession auf ein Versammlungslokal im Erdgeschoss und auf sieben Fremdenzimmer wurde im April 1929 befürwortet.

Josef Elbert übergab den „Löwen“ an Anton Gutmann. Unter ihm wurde das Lokal gern besucht. Im „Löwen“ trafen sich viele Stammtische und die beiden Nischen im Nebenzimmer waren immer schnell besetzt.

Loewen Loewen Stammtisch

In den früheren Tanzsaal in der Badgasse zogen später eine Kleiderfabrik und danach eine Teddybärenfabrikation ein. Nach Abriss und Neubau entstanden Fremdenzimmer, die später zu Assylantenwohnungen umgebaut wurden.

Mit Anton Gutmann endet die Geschichte des „Löwen“. Neue Gastronomen änderten Konzept und Namen („Stefansinsel“ und „Golden Lion Pub“), doch ohne bleibenden Erfolg. Nun stehen die Gebäude in der Römerstraße und der Badgasse schon viele Jahre leer und die Eigentümer überlassen sie sich selbst.

Zum Braustübl

In Obernburg existierten früher einige Brauhäuser mit Gastronomie. Eines davon lag in der Römerstraße (rechtes Gebäude der Firma Bitter) und bestand aus Wohnhaus, Bräuhaus, Nebengebäude, Scheuer mit Stall und Holzremise. Als Wirte sind bekannt: Erbacher (Erbacher’sche Bierbrauerei), Josef Hönlein (Bierbrauer), 1904 Klug, Thomas Braun (Wirt und Bierbrauer) und danach P. Schuster.

Die Bierbrauerei Schuster wurde 1897 umbenannt in „Zum Bräustübl“ und hieß wegen des Münchner Paulanerbieres „Hell Urtyp“, das dort ausgeschenkt wurde, allgemein „Zum Urtyp“. Das Münchener Bier hielt damals seinen Siegeszug durch die Welt und fand auch in Obernburg besonders bei den Beamten und Geschäftsleuten Anklang. Man schwärmte vom Münchener Urlaubsbier und organisierte fass- und kastenweise den Bezug.

Als die Witwe Lisette Schuster als neuen Wirt ihren neuen Mann Heinrich Castritius in das Brauhaus holte, sorgte der für Original-Münchener-Thomasbräu-Urtyp-Ausschank. Und der „Urtyp“ war jahrelang das Dämmerschoppen- und Pilgerziel aller Biergenießer.

Geworben wurde 1928 vom „Bräustübl“ mit vorzüglicher Küche, Fremdenzimmer, Gartenbetrieb, Biergarten auf dem Dach und mit dem Spruch: „Methusalem wär' noch am Leben, hätt's damals Thomasbräu gegeben, denn Thomasbräu ist weit und breit, das beste Bier für alle Zeit.“

1930 verehelichte sich die Gastwirtstochter Frieda Schuster mit dem Mönchberger Gastwirt August Wolz. Wolz wanderte später nach Kanada aus; er war der letzte „Urtyp“. Das Gebäude wurde danach und bis heute von der Firma Bitter genutzt.

Braeustueberl
Braeustueberl Urtyp mit Turnern Ausschnitt

Zur Traube

Die „Traube“ wurde 1919 von Felix Wilzbach übernommen. Vor ihm sind folgende Wirte bekannt: Klug, Geßner, Euler, Können, Vad und Gugel. Auf Felix folgte sein Sohn Theodor. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Edgar das Haus und änderte den Namen der Gaststätte in „Römerhof“.

Die „Traube“, zu der auch eine Kelter gehörte, wurde beschrieben als bürgerliches Wirtslokal mit schönem Nebenzimmer, Gartenwirtschaft unter mächtigen Kastanien, Kegelbahn und Saal. Der Junggesellenmittagstisch, der Stammtischdämmerschoppen, der Kegelklub (Trainings- und Wettkampflokal), private Kegelgruppen  und manche Skatrunde sorgten hier stets für das Geschäft. Im Saal wurde 1926 das erste Obernburger Kino von Erna Schnatz eröffnet. Nach 1938 zog die Kleiderfabrik Hohm und Markert in den ehemaligen Tanzsaal, später wurden Plüschspieltiere im Hintergebäude gefertigt. 1939 heiratet Theodor Wilzbach seine Frau Irma Trunk aus Mainbullau. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Den zum Haus gehörenden Felsenkeller im Tiefental vermachte Theodor Wilzbach unentgeltlich der Stadt.

Traube alt erhellt
Traube ohne Kastanien mit Baumann Farbe

Nach dem frühen Tod von Edgar Wilzbach erfolgte nach aufwändigen Restaurierungsarbeiten 1993 die Neueröffnung weiterhin unter dem Namen „Römerhof“. Gastronom Zarko Covic bot neben bürgerlichen Speisen auch kroatische Spezialitäten an. In den Folgejahren kaufte die Stadt Obernburg den hinteren Teil des Geländes für das Pflegezentrum Obernburg. Heute firmiert das Lokal der Familie Griessmann als „Landgasthaus Hotel Römerhof“ mit Biergarten.

Moselweinstube

In der Jahnstraße bestand von 1950 bis 1996 unter dem in Trennfurt geborenen Wirt Oskar Rohleder über viele Jahre die durch gepflegte Weine bekannte „Moselweinstube“. Oskar Rohleder war im Krieg an der Mosel in Winningen stationiert und der dadurch entstandene Kontakt mit dem Moselwein führte zur Gründung seines Lokals. Neben Wein wurde auch Heylands Bier ausgeschenkt. Oskar Rohleders Weinstube entwickelte sich im Lauf der Jahre nicht nur zu einem gemütlichen Treffpunkt für Weinkenner, die hier die Erzeugnisse aller bedeutenden deutschen Großkellereien und Winzergenossenschaften kosten konnten. Der rührige Wirt bot seinen Gästen auch eine Stereo-Tanzbar, er führte einen Getränkevertrieb und eröffnete später ein Getränkefachgeschäft, in dem es Getränke aus aller Herren Länder gab.

Rohleders Spezialität war Flüssiges aus Griechenland. Vieles was es an Weinen und Spirituosen im Lande Homers gab – im Weinhaus Rohleder war es auf Lager. Warum Griechenland? Rohleders Schwiegersohn kam aus Griechenland.

Das Gebäude wurde stets weiter ausgebaut. Viele Stammgäste fühlten sich hier wohl und in Obernburg werden viele Geschichten erzählt, was sich alles am Stammtisch abgespielt haben soll. Nach dem Tod von Oskar Rohleder 2002 wurde das Gasthaus geschlossen.

Rohleder aussen 1952 aufgehellt
Rohleder Gaststube
Rohleder Stammtisch mit Otto Helm aufgehellt

Bahnhofswirtschaft

Im Jahre 1925 schrieb die Reichsbahngesellschaft im Obernburger Boten die Errichtung einer Bahnhofswirtschaft am Bahnhof Obernburg aus. Der Stadtrat erhob Protest. Er war einstimmig der Ansicht, dass für die Errichtung einer Bahnhofswirtschaft keinerlei Bedürfnisse vorlagen, nachdem sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs ein Café und eine Erfrischungshalle (Kiosk der Familie Jean Roth) sowie kaum zwei Minuten entfernt zwei weitere Gastwirtschaften befanden. Die „Bahnhofswirtschaft“ wurde aber erbaut, so wie damals üblich mit getrennten Gasträumen für Fahrgäste der ersten und der zweiten Klasse.

Bahnwirtschaft sw

Im Hintergrund die „Bahnhofswirtschaft“, davor das Kiosk der Familie Roth.

Bergschenke

Bergschenke

 

In ihrem Wohnhaus am Verbindungsweg zwischen Bergstraße und Katzenthal hatte Maria Schmitt das Weinlokal „Bergschenke“ eingerichtet, das bis zum Tod von Frau Schmitt bestand.

River-Ranch

Im Mai 1961 eröffnete der aus Speyer nach Obernburg gekommene Heinz Güth an der Straße nach Wörth auf 1,5 Hektar den am Main gelegenen Campingplatz. Zapfstellen für Trinkwasser, Waschgelegenheiten und Toilettenanlagen waren ebenso vorhanden wie eine kleine Gaststätte, die „River-Ranch“, die im Volksmund auch „zum lustigen Zeltler“ genannt wurde. Über viele Jahre war der Platz gut besucht, bot er doch viele Wassersportmöglichkeiten. Der oft überflutete Campingplatz wurde schließlich aufgelassen und heute brausen auf der vierspurigen Schnellstraße die Autos an dem Platz vorbei.

Riverranch1

Baba-Eck und Odenwald-Grill

Siegbert Reis eröffnete 1968 in der Römerstraße (in dem Haus, in dem sich heute das Reisebüro Meisinger befindet) ein Lokal unter dem Namen „Baba-Eck“ (abgeleitet von der Baba-Brauerei). Er führte es bis 1972. Danach, als das Grillen u.a. von Hähnchen modern wurde, wurde das Lokal unter dem Namen „Odenwald-Grill“ als Schnellgaststätte bis 1980 weitergeführt. 1981 zog dann die Bayerische Landesbausparkasse in die Räume und die Zeit der Gastronomie war vorüber.

Riverranch Campingplatz im Hochwasser
Babaeck Odenwaldquelle bearbeitet

Pilzstube

In der Querstraße von der katholischen Kirche zur ehemaligen Mädchenschule bzw. zum Kindergarten Altstadt erbaute der aus der Lohrer Gegend zugezogene Heinz Weis zusammen mit seiner Ehefrau Edeltraud die „Pilzstube“. Heinz Weis war gelernter Metzger und zu seinen wöchentlichen Schlachttagen kamen viele Gäste aus nah und fern in sein Lokal. An der Wand hinter dem Stammtisch war der Satz „DOHOGGEDIEDIEIMMERDOHOGGE“ angeschrieben: Übersetzt lautet das: „Da sitzen die, die immer da sitzen“.

Pilsstube

Nach dem viel zu frühen Tod von Heinz Weis wurde die Wirtschaft geschlossen und das Gebäude später abgerissen. Auf dem Gelände wurde danach das Seniorenzentrum am Kirchplatz erbaut.

BuntSteinBogenHaus

 

 

 

 

 

Anton Jäger baute in den 90er Jahren das Gebäude des ehemaligen Ochsenstalles in der Unteren Wallstraße 2a zum „BuntSteinBogenHaus“ aus, gleichzeitig Kunstwerkstatt, Veranstaltungshaus, Atelier und Galerie-Cafè für Leute, die’s interessant, gemütlich und rauchfrei mochten. Letztendlich war dem Haus aber kein langer Erfolg beschieden.

Zum Anker

Pilsstube Gaeste aufgehellt
Buntsteinbogenhaus 1
Anker 1888

1644 kehrte Hans Heinrich Braun mit seiner Frau aus dem Kriegsdienst zurück in seine Heimatstadt Obernburg und eröffnete die Gastwirtschaft "Zum güldenen Anker" in der Mainstraße. Die Familie Braun erscheint bis zum Jahr 1694 als Besitzer des Gasthauses. Dann wurde sie für einige Jahre von Wilhelm Helm übernommen. Ab 1699 wird Paul Stahl als Besitzer des "Ankers" genannt.

1873 wurde dann dem Bäcker Ernst Deckelmann die Erlaubnis zur Ausübung der Gastwirtschaft "Zum Anker" erteilt. Seither befindet sich das Gasthaus im Besitz der Familie Deckelmann und wurde stets traditionsverbunden fortgeführt.

Das Anwesen war sehr umfangreich und bestand aus Wohn- und Gasthaus, Scheuer mit Stall, Branntweinbrennereigebäude, Wohnhausanbau und Einfahrt, Remise mit Schweinestall und Waschhaus, Holzremise mit Schweinestall.

Bevor das ehemalige Stadtcafe an der Ecke Römerstraße/Schillerstraße eröffnet wurde, war diese Bäckerei im Gasthaus "Zum Anker" untergebracht.

Anker alt_001
Anker alt_002
Anker ca 1972 Treppe ins Haus gelegt
Anker 20091122_04

Dass es auch früher manchmal schwer war, eine Bau- bzw. Nutzungsgenehmigung von der Stadt zu erhalten, erlebte der Ankerwirt Ernst Deckelmann. Nach einem Brand wollte er 1909 anstelle seiner Scheune einen Saal erbauen.

In seiner Antwort schrieb der Magistrat: "Zu dem Saale macht der Magistrat den Vorbehalt, daß darin wegen unmittelbarer Nähe der Kirche niemals öffentliche Tanzmusik oder mit Tanz verknüpfte Unterhaltungen abgehalten werden dürfen." Auch die Kirchenverwaltung hatte Einwände. Sie schrieb: "Gegen öffentliche Tanzmusik stimmen 4 Mitglieder, 2 Mitglieder stimmen für Genehmigung. Damit ist jede öffentliche Tanzmusik abgelehnt. Dafür daß nur Obernburger Vereine mit Musik und Tanz verknüpfte Abendunterhaltungen in dem Saale abhalten dürfen, wozu nur Vereinsangehörige Zutritt haben, stimmen 4 Mitglieder, 2 Mitglieder stimmen auch hier dagegen. Bedingt wird, daß unter keinen Umständen während eines Gottesdienstes Unterhaltungen in dem Saale stattfinden dürfen und daß das gegen den Kirchenplatz zugehende Tor während jedes Gottesdienstes und nachts geschlossen bleiben muß. Diese Genehmigung wird nur der Person Ernst Deckelmann gegeben und bei Besitzänderungen erlischt diese sofort."

 

In den Folgejahren wurde der "Anker" ständig vergrößert - u. a. mit dem Neubau Richtung Kirchplatz - und modernisiert. Das 3-Sterne-Restaurant und Hotel "Zum Anker***" mit dem schönen Fachwerkhaus in der Mainstraße wird heute in der fünften Generation von Hans Rudolf und Gisela Deckelmann geführt, die es von Rudolf und Ilse Deckelmann übernommen haben.

Anker vom Kirchplatz aus

Zum Karpfen

Karpfen Ansicht Gaststaette TS 067

(TS)

Karpfen alt_001 Georg Deckelmann
Karpfen Georg Deckelmann
Karpfen Postkarte Biergarten TS 109

(TS)

Karpfen Gaestehaus mit Schwimmbad
Karpfen mit Haus Rupp
Karpfen mit Biergarten am Haus Rupp

Die Familie Deckelmann kam während des spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) aus dem heutigen Flandern an den Main und siedelte sich in Obernburg an. Sie muss sehr gut betucht gewesen sein, denn schon bald betätigten sie sich als angesehene Schiffer, Holzhändler, Gastwirte und Brauer.

Eine Urkunde von 1807 belegt, dass dem Georg Deckelmann die Schildgerechtigkeit (Recht eine Gastwirtschaft durch Anbringung eines Schildes kenntlich zu machen und zu betreiben.) für das Gasthaus "Zur Krone" erteilt wurde.

Ein Bierbrauer war es auch, der die stolze Tradition des „Karpfens“ begründete. Johann Wilhelm Deckelmann kaufte im November des Jahres 1829 von einem gewissen Jakob Schad das Wirtshaus „Zum Karpfen“ und die dazugehörige Brauerei. 1850 übernahm sein Sohn Rudolf mit seiner Frau Katharina den Betrieb. Rudolf starb allerdings schon 1854 im Alter von 29 Jahren. Seine Witwe führte den Betrieb weiter, bis ihr Sohn Josef Wilhelm Deckelmann ihn übernahm.

 

Das Jahr 1887 entpuppte sich als Schicksalsjahr für die Familie und den "Karpfen". Die Brauerei brannte nieder und wurde nicht mehr aufgebaut, da der Wirt infolge einer Lungenentzündung, die er sich im Eiskeller der Brauerei zugezogen haben soll, mit nur 35 Jahren verstarb. Seine Frau führte den Betrieb weiter und zog die Kinder auf.




Im Jahr 1897 ließ sie sogar eine Gartenwirtschaft errichten, der auch eine Kegelbahn angegliedert war und dazu kam noch ein Saalgeschäft. Im Jahre 1909 war es der Sohn Georg Deckelmann - er hatte das Metzgerhandwerk gelernt - der mit seiner Frau Katharina die Wirtstradition im „Karpfen“ fortsetzte. Sie bauten aus dem ehemaligen Leinreiterstall ein Nebenzimmer, das von nun an den Turnern, Handballern und anderen Sportlern mit als Vereinslokal diente. 1879 gründeten übrigens 17 junge Obernburger im "Karpfen" die Turngesellschaft.

Georg Deckelmann starb überraschend 1938 im Alter von 58 Jahren. Und wieder war es die Ehefrau, die die Zügel in die Hand nahm und den Betrieb in den Wirren des Zweiten Weltkrieges weiterführte. 1948 übernahm Sohn Rudolf Deckelmann (gelernter Metzger) zusammen mit seiner Frau Ilse (gelernte Köchin) den Betrieb. Die Gaststätte wurde modernisiert und das Richtung Main gelegene Haus mit Gästezimmern ausgestattet. Der Biergarten mit seinen großen Kastanien wich 1970 einem Neubau mit modernen Komfortzimmern. Rudolf Deckelmann engagierte sich auch im Heimat- und Verkehrsverein und war von 1961 – 1963 dessen 1. Vorsitzender.

1978 erwarben die Deckelmanns das mainseitig gelegene Nachbarhaus, um darin eine moderne Speisegaststätte entstehen zu lassen. Da die etwa 400 Jahre alten Eichenbalken im Haus sehr gut erhalten waren, beließ man sie und integrierte sie in die neuen Räumlichkeiten.

 

Seit 1990 führen Sohn Wolfgang und seine Frau Christina das Hotel-Restaurant "Zum Karpfen***" nunmehr in der sechsten Generation. Mit ständigen Renovierungen sowie Verbesserungen haben sie sowohl im Restaurant- als auch im Hotelbetrieb ein 3-Sterne-Haus geschaffen.

In den Gasträumen ist dieser nachdenkliche Text zu lesen:

"Der Krieg ist ein Vorgang, bei dem sich Menschen umbringen, die einander nicht kennen, und zwar zum Ruhme und zum Vorteil von Leuten, die einander kennen und sich nicht umbringen."

Karpfen 20091122_002

Zum Ochsen

Das seit 1633 bestehende Gasthaus "Ochsen" lag ursprünglich auf der anderen Seite der Römerstraße (heutiges Anwesen Klemm). Durch Jahrhunderte war der "Ochsen" ein beliebtes Quartier und beherbergte u. a. den von Aschaffenburg kommenden König Ludwig I. und viele weitere hohe Gäste. Die Chronik, "1900 Jahre Obernburg" schreibt: "Der Ochsenwirt Jörg Adam Ludwig konnte z. B. um 1644 nach dem Abzug der Besatzungssoldaten größere Beträge mit der Stadt abrechnen."

Der zweite Obernburger Posthalter Johann Adam Helm verlegte 1768 die Poststation aus dem Gasthaus "Sonne" ins Gasthaus "Zum Ochsen". Schließlich zog 1910 der "Ochsen" auf die andere Straßenseite in die heutigen Gebäude um. Als Gebäude erwähnt wurden Wohn- und Gasthaus, Scheuer mit Stall, Torhaus, Kuhstall und Überbau, Schlachtraum, Kelterhaus mit Wohnhausanbau und Wurstküche sowie Schweineställe. Der "Ochsen" versorgte früher seine Gäste mit seiner eigenen Metzgerei.

Ochsen mit Deckelmann
Ochsen TS 061

(TS)

Ochsenwirt Eduard Deckelmann (im Bild links vor seinem Lokal), Weinwirt und Metzger, brachte den "Ochsen" auf eine beachtenswerte Höhe. Seine Metzgerei und Wirtschaft boten nur Gutes und er selbst war das Muster eines Geschäftsmannes. Deckelmann leitete durch ein Menschenalter als Bürgermeister (1894-1919) die Geschicke der Stadt Obernburg. In dieser Zeit, so erwähnte es Resi Priol, fühlten sich die Bürger bemüht, sich als Gäste sehen zu lassen.

Ochsen mit Roemerstrasse Postkartenausschnitt

(TS)

Weitere Wirte waren Gabriel Elbert, J. Kempf und ab 1934 Alois Klein. Im Krieg war die Luftschutzdienststelle im "Ochsen" untergebracht. Schließlich übernahm Ludwig Helm das Lokal. 1965 eröffnete er im Obergeschoss das Tanzcafe "Manuela", das über viele Jahre ein beliebter Treffpunkt für Tanzfreunde war.

Ochsen aussen mit Schild Manuela 002 Ochsen mit Schild Manuela 2
Ochsen Manuela innen
Ochsen Kerbbursche

1979 übernahmen Ferdinand (der leider 2009 verstarb) und Ingrid Helm das Lokal, das sein Alt-Obernburger Gesicht bewahrt hat.


Der Ochsen ist das Vereinslokal des Musik-vereins, der hier alljährlich den Kerbborsch aufhängt.

Ochsen 20091122_002

Der “Ochsen” verliert seinen Namen und wird ab Juli 2011 unter dem Namen “Shiva” von der Familie Sunny Ghotra als Restaurant mit Internationaler Küche und Grillspezialitäten weitergeführt.

Zum Abschluss der Serie sollen weitere nicht mehr bestehende gastronomische Betriebe erwähnt und die bisher noch nicht beschriebenen aktuellen Lokalitäten aufgeführt werden.

Café Deckelmann - Stadtcafé

Der um 1700 geborene Jakob Junior Deckelmann gründete 1722 das Geschäft „Backhaus, Winzerei und Landwirtschaft“ in der Römerstraße 49 (heute Arztpraxis Dr. Klemm). 1872 erweiterte sich das Unternehmen und ging in die Mainstraße 3 (heute Gasthaus Anker).

1902 zog Karl Deckelmann mit Bäckerei und Gemischtwarenhandlung in die Römerstraße 59 um; sein Vater Ernst blieb mit dem „Anker“ in der Mainstraße. 1913 wurde zusätzlich eine Konditorei eröffnet. 1928 warb Karl Deckelmann: „Konditorei, Bäckerei, Kolonialwaren, Lieferung von frischem Kaffee/Kuchen und Konditoreiwaren werden auf Bestellung prompt erledigt.“

1933 übernahm Ernst Deckelmann das Geschäft von seiner Mutter. 1950 kam ein Café hinzu, das 1952 warb: „Stadt-Café am Rathaus. Wir laden zur Erholung ein bei gutem Kaffee, Gebäck und Wein!“ Nachfolger Günter Deckelmann (Bäckerei, Stadtcafe, Eisverkauf) führte den Betrieb in der achten Generation.

Er verpachtete später das Lokal, das weiterhin unter dem Namen Stadtcafe und Bäckereiverkauf firmierte. Nach Renovierung erfolgte im Mai 2003 die Neueröffnung als Cafe „Domitian“ und Bäckereiverkauf "Der Brotmacher".

Gaststaetten Deckelmann Stadtcafe Postkarte
Gaststaetten Deckelmann Karl Haus

Cafe Gruber, später Strobel

Der Lauterhöfer Gruber erwarb 1908 das Gebäude mit Bäckerei (ehemaliges Distriktspital) in der Römerstraße 29 von Heinrich Koch und nutzte es als Bäckerei und als Cafe Gruber.

Ab 1.5.1927 pachtete Edmund Bader die Bäckerei und das Kaffee von Gruber.

Später übernahm Georg Stobel das Konditorei-Cafe Gruber und warb 1952 „Eine gemütliche Plauderstunde bei gutem Kaffee in froher Runde im Café Gruber“ und 1953 „Gemütlicher Aufenthalt bei gu-tem Kaffee und Kuchen finden Sie im Café Gruber, Inh. Georg Strobel.“

Mit Georg Stobel endete die Geschichte dieses Cafes. Heute befindet sich hier das Gebäude der HypoVereinsbank.

Gaststaetten Cafe Gruber Strobel

Cafe zur Mainbrücke

So warb 1928 der Besitzer J. Gruber für sein Cafe gegenüber dem Bahnhof an der alten Mainbrückenauffahrt: „Terrasse mit herrlicher Aussicht ins Main-, Spessart- und Odenwaldtal. Kaffee, Tee, Frühstücksstube“.

Seit etwa 1937 ist die Familie Thorwart Besitzer des zu einer Gastwirtschaft umgebauten Lokals „Zur alten Mainbrücke“.

Gaststaetten Cafe Gruber Mainbruecke

Turm-Café

1965 übernahm Karl Teichmann Bäckerei und Konditorei von Andreas Heinlein und etablierte das „Turm-Café“ in der Römerstraße 71, das später von der Familie Schüßler weitergeführt wurde und dann auslief.

Seit vielen Jahren nutzt die Elsenfelder Bäckerei Weigand das Anwesen als ihre Obernburger Verkaufsfiliale.

GaststaettenTurmcafe
Gaststaetten Eiscafe Venezia
Gaststaetten ALaTurca
Gaststaetten Bacchuskeller

In der Zeit des Zuzugs italienischer Gastarbeiter entstand in der Römerstraße das erste Obernburger „Eiscafe Venezia“ in den Räumen der ehemaligen Schreinerei Kempf in der Römerstraße. In die Räume zog 1974 eine chemische Reinigung ein bevor das Gebäude abgerissen wurde und der Neubau der Raiffeisenbank entstand.

In dem Eckgebäude Pfaffengasse/ Mainstraße eröffnete W. Bauer 1977 die Gaststätte „Brückengrill“. Horst Walter führte von 1991 bis zu seinem Tod im Jahre 2009 das Lokal unter dem Namen „Grill am Gänsrain“ weiter“.

Auf dem Gelände des alten Gasthauses „Zum Hirschen“ steht nach dessen Abriss und mehrmaligen Neubauten (Hypobank, Möbelausstellung Firma Spilger) heute das so genannte „Spilgerhaus“ an der Ecke Römerstraße/Schillerstraße. Das im Keller eingerichtete Weinlokal wurde in den Folgejahren unter verschiedenen Namen wie „Nemaninga“, „Ala Turca“ und „Bacchuskeller“ geführt, ist aber heute unbewirtschaftet.

In dem Gebäude neben der Kirche entstanden im Untergeschoss gastronomisch zu nutzende Räume zunächst unter dem Namen „Sakristei“, dann „Zur Kellertrepp" und zuletzt China-Thai-Restaurant „Asia“. Die Räume werden heute nicht mehr gastronomisch genutzt.

Gaststaetten Gaensrain
Gaststaetten Kellertrepp

Folgende gastronomischen Betriebe gibt es heute noch (Ende 2010) in Obernburg.

Gaststaetten Apfelweinlaube
Gaststaetten Desiree
Gaststaetten Lido2
Gaststaetten Kult
Gaststaetten Alte Mainbruecke
Gaststaetten Weidig2010
Gaststaetten PizzeriaItalia2010

Nach dem Umbau einer Scheune mit Stallungen eröffneten Martina und Toni Vad im Mai 2005 in der Oberen Wallstraße 11 die Häckerstube „Zur Apfelweinlaube“ mit Partyservice.

 

In dem ehemaligen Gebäude der Metzgerei Staab in der Römerstraße 69 etablierte sich 1978 die „Italienische Eisdiele Cortina“ der Familie de Martin.

 

Das gemütliche Cafe „Desireé“ im 1. Stock in der Römerstraße 14-16 mit Blick auf die romantische Altstadt gibt es seit 1996.

Seit März 2004 bietet das „Dönerhaus“ vom Mehmet Akcicek in den Räumen der ehemaligen Drogerie Ziemlich in der Römerstraße 58 türkische Spezialitäten an.

 

Im renovierten ehemaligen Gebäude der OVGO am Kreisel, in dem früher der „Ludwigskeller“ untergebracht war, ist das „Eiscafe Lido“ ein gern und viel besuchter Ort.

Nach dem Umbau des alten Fachwerkhauses in der Unteren Gasse 24 wurde im Erdgeschoss das Ristorante Italiano „Zum Kasper“ bei Gianni eröffnet. Heute wird es unter dem Namen „Zum Kasper bei Tanino“ betrieben.


 

In dem Gebäude der ehemaligen Gaststätte „Altdeutsche Weinstube“, später „Stadttor“ eröffnete Peter Amrhein das „Cafe-Bar-Restaurant KULT“ mit Biergarten, das er nach dem Neubau des Hauses auch heute noch führt.

Nach dem Neubau der Gebäude am Wendelinusplatz am Kreisel eröffneten Petra und Olaf Gottwald das „Grand Café Lounge LOFT“, das 2009 durch einen Wintergarten erweitert wurde.

Seit etwa 1937 wird die Gastwirtschaft „Zur alten Mainbrücke“ neben dem heutigen Brückensteg gegenüber vom Bahnhof von der Familie Thorwart, seit Anfang 2011 in der 3. Generation von Rudolf und Winnie Thorwart, geführt.

Steffen Arendt und Anja Taudte kauften die ehemalige Kochsmühle und bauten sie mit vielen Ideen und großem Engagement zu einem vielseitigen Gastronomiebetrieb um. Beide eröffneten 2007 das Lokal „Die Müllerei“ und bewirtschafteten sie zwei Jahre selbst. Seit dem 1. Mai 2009 steht der „Event und Erlebnisgastronomie“-Betrieb unter der Leitung von Harald Heigel und Barbara Alexander.
 

Die „Pizzeria im Weidig“ wurde 1987 unter dem Namen „Restaurant und Pizzeria im Weidig“ von Branka und Mimmo eröffnet und 1991 von den Eltern des heutigen Wirts weitergeführt. Seit Ende Mai 2010 begrüßen die Wirtsleute Francesco und Angela Gorini die Gäste nach Umbau und Renovierung in neuem Ambiente mit Wintergarten und Sonnenterrasse.

Die im Sportheim am Salztrög eingerichtete Gaststätte „Salztrög-stuben“ wird seit 1978 von verschiedenen Pächtern betrieben. Der neu angebaute Wintergarten und die Terrasse erfreuen sich großer Beliebtheit.

 

 

Im Untergeschoss des Eckgebäudes Römerstraße/Kreßstraße eröffnete Kanaat Akpinar vor einigen Jahren das „Bistro Stopschild“, ein Billard-Pub mit Unterhaltungsgeräten, Dart, Kicker, Billiard und ab 2004 auch mit Internetcafe. Im Mai 2010 erfolgte der Umzug in die Römerstraße/Ecke Mainstraße in die Räume, in denen vorher die Lokale „König Gustav“, „Schinderhannes“, „Limes-Eck“ und „Wahnsinn“ ihren Sitz hatten.

 

In der Römerstraße 17, in dem schmalsten Haus Obernburgs, existiert seit 2004 die „Pizzeria Italia“ mit Lieferservice.

Gaststaetten Eisdiele Cortina 2
Gaststaetten Doenerhaus
Gaststaetten Kasper
Gaststaetten LOFT2010
Gaststaetten Muellerei1
Gaststaetten Salztroegstuben
Gaststaetten Stopschild2010

Der Vollständigkeit halber müssen aber auch folgende gastronomisch tätigen Betriebe genannt werden:
Bäckercafe Domitian, Bäckereicafe mit Bistro im Torhaus, Cafeteria Canape im Möbelhaus Spilger, Asia-Express, Hinkelhaus, Cafe fifty, Bahnhofskiosk, Brigittes Fischstübchen, Cafe im REWE-Markt, Stehcafes in der Bäckerei Braunwarth, in Tankstellen, Metzgereien und Märkten.

Auch die Vereinsgastronomie darf nicht unerwähnt bleiben.

Gaststaetten Waldhaus 1

1900 wurde der Waldhausverein Obernburg gegründet und ein „Waldhaus“ gebaut. Die Waldhausfeste in den Sommermonaten waren ein beliebter Treffpunkt für jung und alt. 1950 wurde ein neues größeres Haus gebaut, das am 28.3.1985 abbrannte und danach aber wieder aufgebaut wurde. Das Waldhaus ist mittwochs und am Wochenende ein beliebter Treff mitten im Wald.

Zusätzlich bieten einige Vereine in ihren Vereinsheimen fallweise gastronomische Aktivitäten an: Angelsportverein, Verein für Deutsche Schäferhunde, Fußballverein, Schützenverein, Tennisclub.

 

Heinz Janson