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Obernburg - Ein Rückblick aus dem Jahre 1975
Dass Obernburg früher anders als heute ausgesehen,
das dürft ihr alle glauben und auch verstehen.
Den jüngeren Leuten denkt es zum Beispiel nicht,
dass es vor 60 Jahren noch nicht gab elektrisches Licht.
Es müsste mal erinnert werden, ganz klipp und klar,
dass oberhalb vom Steinhauerplatz ein schönes Schwimmbad war.
Dass in der „Lahmekaude“ Schlittschuh gelaufen wurde fabelhaft,
und auf der Hohlwiese gings beim Faustball um die Meisterschaft.
Der „Neue Weg“ war im Winter eine Schlittenbahn für alt und jung,
die besten kamen bis zum Recknagel, die anderen fielen vorher um.
An Kerb wurde im „Hirschen“, „Traube“, „Löwen“ und „Anker“ getanzt bis Mitternacht,
auf einmal hat der „Vogel Strauß“ seine Pforte zugemacht.
Am Kirchweihmontag war die Haupt- und Mainstraße voller Ständ,
beinah wär das Schwarzviertel mal ganz und gar abgebrennt.
Fast in jedem Haus oder Gässchen hats gegackert und gegauzt,
die Oma hat die Strohsäcke entflöht und die Kindsköpfe entlaust.
Das Obere Tor könnte man mal ganz offen und ehrlich fragen,
es brauchte bestimmt sich früher nicht zu beklagen,
wenn sich auch hie und da mal ein Heuwagen hat durchgezwängt
oder ein Eisenbacher Schneider ist mit dem Schubkarren durchgerennt.
Von wegen Omnibus oder Panzer, das gab’s nur einmal im Jahr,
die waren aus Pappdeckel, wenn als Faschingsumzug war.
Gar manches Fest war über der OVGO auf dem Pavillon,
mit Bier und Apfelwein bei Fastebretzel, Tanz und Lampion.
Die Frauen standen am Leierfass und kochten Quetschenmarmelad,
da gab es noch keinen Kühlschrank und keinen Fernsehapparat.
Eines war schon, bevor die Glanzstoff zu existieren begann,
der Schweinehirt trieb seine Herde die Buchhölle entlang.
So hat sich die Zeit verändert, die Zeit der Kuh- und Ochsentreiber,
damals hatten wir ja auch noch einen König und einen Kaiser.
Josef Benz I, “Almosenturm”, 1975
Mainschwimmbad (nach dem 1. Weltkrieg bis zum Kriegsende 1945)
Schlittenfahren am Neuen Weg
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