Heimat- und Verkehrsverein (HVV)
 63785 Obernburg am Main

Zunächst etwas Geschichte. 1924 wurde das Werk Obernburg von der Bayerischen Glanzstoff-Fabrik AG errichtet. Später wurden die verschiedenen Glanzstofffabriken zur Vereinigten Glanzstoff Fabriken AG zusammengefasst. Die Abkürzung VGF ist sicher manchem Leser noch bekannt. Dieser lange und damit unhandliche Name wurde 1966 in Glanzstoff AG geändert.

Im Zuge der Integration von Glanzstoff mit der niederländischen Enka waren nun zwei Unternehmen des Konzerns mit gleichen Produkten, aber unterschiedlichen Namen auf dem Markt tätig. Somit wurde der Name 1972 in Enka Glanzstoff AG und 1977 in Enka AG geändert. Dann konnten alle Fasern unter einheitlichen Firmennamen angeboten und verkauft werden. Verbunden mit einem einprägsamen Logo (blauen waagerecht angeordneten Rechtecken, die vielseitig einsetzbar waren) wurde der neue Name sehr bekannt.

1991 erfolgte die Umbenennung in Akzo Faser AG. Damit wollte sich der Konzern Akzo, zu dem Enka gehörte, bekannter machen. Alle Tochterunternehmen übernahmen den Namen der Mutter.

1994 erfolgte die Fusion von Akzo mit einem Teil des schwedischen Nobel-Konzerns. Diese Fusion wurde durch die Namensänderung in Akzo-Nobel AG nach außen zum Ausdruck gebracht.

1998 kaufte die Konzernmutter Akzo-Nobel das britische Chemieunternehmen Courtaulds. Die eigene Fasersparte und die von Courtaulds wurden 1999 zu einer neuen Firma zusammengefasst mit dem Namen Acordis.

Parallel zu den genannten Veränderungen des Konzernnamens gab es ab 1998 eine weitere Änderung: Die verschiedenen Tochterunternehmen wurden in rechtlich  selbständige  GmbH’s übergeführt und konnten dann auch einen eigenenNamen wählen. Als dann Akzo Nobel im Jahre 2000 Acordis an die britisch-amerikanische Investorengruppe CVC, Capital Partners verkaufte, verlor der Name Acordis wegen der neuen Geschäftspolitik an Bedeutung. Strategie von CVC ist der Verkauf der einzelnen Firmen. Damit ist ein Name für das gesamte Unternehmen nicht mehr erforderlich.

Aber was ist nun das bereits genannte ICO? Ganz einfach: ICO ist die Bezeichnung für das Werksgelände in Obernburg, auf dem viele unterschiedliche Firmen tätig sind. Man könnte es auch Adresse nennen. Also sind die Namen Glanzstoff und ICO eigentlich nicht vergleichbar. Glanzstoff war ein Konzernname und ICO ist der Name für das Obernburger Werksgelände mit vielen dort tätigen selbstständigen Unternehmen.

Zur Zeit sind im ICO 25 Unternehmen tätig. Ein Teil davon hatte mit Glanzstoff nichts zu tun, sie haben sich auf dem Werksgelände eingemietet und nutzen die dortige gut ausgebaute Infrastruktur. Beispielsweise dafür wären zu nennen: Die Kreissparkasse Miltenberg-Obernburg mit ca. 85 Mitarbeitern, die Firma Hemmelrath (Lackfabrik aus Klingenberg) und die Firma Orsatis, die Medizinprodukte und Knochenersatzprodukte produziert und vermarktet.

Von den ursprünglich zur Glanzstoffgruppe gehörenden Unternehmen sind beispielsweise zu nennen: Die Firma Mainsite, die Eigentümerin der Gebäude und Grundstücke ist und Dienstleistung für interne (ICO Betriebe) und externe Kunden anbietet, die Diolen Industrial Fibers, die Polyamide High Performance (Polyamidfasern für technische Anwendungen), die Cordenka (Hersteller von Viskosegarn für Autoreifen) und die Enka (Hersteller von Viskosegarn für textile Anwendungen, z.B. Kleider). Diese Firma Enka, die nicht zu verwechseln ist mit dem ehemaligen Konzern, welcher von 1977-1991 auch den Namen Enka führte, wurde im Oktober 2005 an eine Investors Group verkauft.

Es ist sicher schwierig, diese vielen Namen einzuordnen, aber ich hoffe, daß Ihnen nach dem Lesen dieses Artikels der Name ICO etwas verständlicher ist. Allerdings befürchte ich, daß kreative Menschen bereits nach einem neuen Namen suchen. Dafür hätte ich zwei Vorschläge: ICO enthält einen Fehler, da das Werksgelände nicht in Obernburg liegt, sondern in den Gemarkungen Erlenbach und Elsenfeld. Demnach wäre ICEE richtiger. Oder ein viel einfacherer Weg wäre, den Standort wieder Glanzstoff zu nennen. Dann wäre ein großer Bekanntheitsgrad sofort gegeben und einige Namen wie Glanzstoffstraße, Bahnhof Glanzstoffwerke und Glanzstoffsiedlung wären wieder aktuell.

Kurt Seifert